# taz.de -- heute in Bremen: „Religionskritik ausüben“ | |
> Islamismus Associazione delle talpe lädt ein, um über linke Kritik am | |
> Islam zu sprechen | |
taz: Herr Galow-Bergemann, Sie sprechen über eine Seelenverwandschaft | |
zwischen IslamistInnen und AnhängerInnen rechtspopulistischer Parteien. Was | |
genau meinen Sie damit ? | |
Lothar Galow-Bergemann: Auch wenn die beiden Phänome auf dem ersten Blick | |
eher gegensätzlich erscheinen, so springen einem bei genauerer Betrachtung | |
doch viele Gemeinsamkeiten ins Auge. In beiden Fällen finden wir | |
reaktionäre Familienbilder, Homophobie und eine verklemmte Sexualität. | |
Warum fällt es AntifaschistInnen dann so schwer, den Islamismus zu | |
kritisieren? | |
Die Debatte um den Islam findet in einer sehr aufgeladenen Atmosphäre | |
statt. Das Problem ist, dass Leute, die das antimuslimische Ressentiment | |
schüren, sich gerne als „Islamkritiker“ bezeichnen, obwohl sie das nicht | |
wirklich sind. Deswegen dürfen Linke aber nicht vor prinzipieller | |
Religionskritik und eben auch Islamkritik zurückschrecken. Auch wenn das | |
Umfeld, in dem eine solche Debatte stattfindet, feindlich ist. Wichtig ist | |
dabei, dass der Unterschied zwischen Fremdenhass und Religionskritik | |
klargestellt wird. | |
Ist es denn überhaupt richtig, von „dem Islamismus“ zu sprechen? | |
Nein, da muss man differenzieren. Der Islam wird von seinen Anhängern | |
natürlich unterschiedlich ausgelegt. Es gibt dort leider eine | |
überdurchschnittlich hohe orthodoxe und reaktionäre Auslegung. Zu sagen, | |
dass es „den Islam“ nicht gibt, mag zwar stimmen, aber dieser Satz führt | |
schnell zu einem Sprechverbot. Denn wenn es „den Islam“ nicht gibt, lässt | |
er sich nicht kritisieren. Das ist ein Problem, da wir als Linke in der | |
Pflicht sind, ihn zu kritisieren. Wir dürfen uns nicht aus falscher | |
Rücksichtnahme zurückhalten. | |
Wie kritisiert man den Islamismus am Besten, ohne in rassistische | |
Ressentiments abzurutschen? | |
Da, wo MigrantInnen angegriffen werden, nur weil sie Muslime sind, müssen | |
wir sie verteidigen und uns mit ihnen solidarisch zeigen. Des Weiteren | |
müssen wir uns verbünden mit liberalen Muslimen und aufklären. Und wir | |
müssen natürlich das tun, was die Linke früher einmal besser konnte: | |
grundsätzliche Religionskritik ausüben. | |
Interview Maximilian Schmidt | |
„Kritik am Islamismus – Schwierigkeiten linker Auseinandersetzung“: Vortr… | |
und Diskussion, 19.30 Uhr, Infoladen, St.-Pauli-Straße 10–12 | |
12 May 2017 | |
## AUTOREN | |
Maximilian Schmidt | |
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