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# taz.de -- Start der Eishockey-WM: Die Vorbereitungsweltmeister
> In Paris und Köln startet die gemeinsame WM. Die Franzosen wollen den
> Sport populärer machen, die Deutschen Geld verdienen.
Bild: Der deutsche Goalie Thomas Greiss bei der Eishockey-WM 2016 im Spiel gege…
Köln taz | Eine Heim-WM findet nicht alle Tage statt, deshalb haben sich
die deutschen Eishockey-Profis ausgiebig auf das Turnier vorbereitet, das
vom 5. bis 21. Mai in Köln und Paris stattfinden wird. Für Christian
Ehrhoff (34) war es eine neue Erfahrung. Als er noch Spieler in der
nordamerikanischen Eliteliga NHL war, in der er 862 Partien absolvierte,
stieß er meist im laufenden Turnier zum deutschen Team.
Da seine Kölner Haie, für die Ehrhoff seit dem Herbst aktiv ist, im
Play-off-Viertelfinale ausschieden, ist der Verteidiger diesmal schon seit
Anfang April dabei. „Es war interessant, zu sehen, wie sich eine Mannschaft
entwickelt“, sagt Ehrhoff, „für mich war es aber auch eine lange Zeit, und
ich freue mich, dass es endlich losgeht. Wir können es alle kaum erwarten.“
Das Ende des langen Vorbereitungsmonats naht, am Freitag startet die
Nationalmannschaft von Bundestrainer Marco Sturm mit der Partie gegen die
USA (20.15 Uhr/Sport 1) in ihr Turnier – vor mehr als 18.000 Zuschauern in
der ausverkauften Kölner Arena. Ehrhoff wird die DEB-Auswahl anführen. Für
ihn ist es, wie er sagt, „eine Riesenehre“, Team-Captain zu sein. „Jeder
weiß, dass ich super gern für Deutschland spiele und immer Spaß habe. Und
wenn ich dann noch das C auf der Brust tragen kann, dann ist das ein
Extrabonus.“
Bei einem besonderen Turnier. Zum ersten Mal haben sich zwei Länder
gemeinsam um die Austragung beworben und den Zuschlag erhalten. 2012 und
2013 fanden gleichzeitig WMs in Schweden und in Finnland statt, sie wurden
aber erst nachträglich zusammengelegt.
Paris ist ein Anfänger in der modernen Welt des schnellen Kufensports. 1951
gab es dort zuletzt eine WM, gespielt wurde im Vélodrome d’Hiver, das nicht
mehr existiert. Da Köln sich dagegen in der Neuzeit bei den
Weltmeisterschaften 2001 und 2010 als Spielstätte bewährt hat, ist die
Stadt am Rhein mit ihrer 18.500 Besucher fassenden Halle
Hauptaustragungsort des Turniers.
Im modernisierten Pariser Palais Omnisport in Stadtteil Bercy
(Fassungsvermögen: 14.500) finden eine Hälfte der Vorrunde statt und danach
zwei Viertelfinalspiele. Die andere Hälfte der Vorrunde, zwei weitere
Viertelfinale, beide Halbfinale sowie die Partie um Platz drei und das
Endspiel werden in Köln ausgetragen.
Für die Franzosen ist die Weltmeisterschaft eine Investition, um Eishockey
im Land populärer zu machen. Außerdem möchte sich Paris als
Sportmetropole präsentieren – im Zusammenhang mit der Bewerbung um die
Olympischen Spiele 2024. Der chronisch klamme Deutsche Eishockey-Bund will
mit der WM hingegen Geld verdienen, um es in die Nachwuchsarbeit zu
stecken. Gute Ergebnisse des deutschen Teams würden zu hohen
Zuschauerzahlen und somit zu guten Einnahmen führen.
## Auftaktsieg gegen die USA?
Und natürlich hoffen Ehrhoff und seine Kollegen, dass ihnen ein guter
Auftakt gelingt. Die Amerikaner bieten zwar ein mit NHL-Akteuren gespicktes
Team auf, sie sind aber erst seit wenigen Tagen zusammen. „Sie müssen vom
System her alles neu lernen. Vielleicht sitzt es im ersten Spiel noch nicht
so. Vielleicht können wir daraus für uns etwas Positives ziehen“, meint
Ehrhoff.
Im deutschen Tor wird Thomas Greiss vom NHL-Klub New York Islanders stehen.
Mit Verteidiger Dennis Seidenberg (Islanders) und Angreifer Tobias Rieder
(Arizona) kann Sturm zwei weitere Akteure aus der weltbesten Liga aufs Eis
schicken.
Beim Stichwort „Auftaktspiel gegen die USA“ kommen Erinnerungen an die
Heim-WM 2010 auf, bei der die Nationalmannschaft von Trainer Uwe Krupp das
Halbfinale erreichte. Damals gelang dem DEB-Team im ersten Spiel in der
Schalker Arena ein 2:1 gegen die USA, den Siegtreffer in der Verlängerung
schoss Stürmer Felix Schütz, der 2017 wieder dabei ist. Verspürt er Druck?
„Nein“, sagt der 29-Jährige, der zuletzt für Rögle BK in der schwedischen
Liga spielte. „Niemand in Deutschland erwartet von uns, dass wir
Weltmeister werden.“
## Unterstützung durch das Heimpublikum
Zumindest den Viertelfinal-Einzug erwarten die deutschen Cracks aber wohl
selbst. So weit kamen sie 2016 beim Turnier in Russland, der ersten WM mit
Sturm. Der Auswahlcoach formuliert es so: „Unsere Mannschaft hat sich in
der Vorbereitung Woche für Woche gesteigert, und wir sind noch nicht am
Ende.“
Ohne Steigerungen wird es auch nicht gehen, die nächsten Gruppengegner, die
Topteams Schweden (Samstag, 20.15 Uhr) und Russland (Montag, 16.15 Uhr),
sind beide eigentlich eine Nummer zu groß für die deutsche Mannschaft. Die
DEB-Profis hoffen deshalb auf Unterstützung durch das Heimpublikum. „Die
Fans können uns den Extrapush geben“, meint Ehrhoff.
Vor allem in der Partie gegen den Rekordweltmeister dürfte es mächtig laut
werden, denn es werden viele Anhänger der russischen Mannschaft in der
Halle sein. Überhaupt zieht es russische Eishockeyfans in großen Scharen an
den Rhein nach Köln. Unter den zehn WM-Partien, für die bisher die meisten
Karten verkauft wurden, sind fünf russische Spiele.
5 May 2017
## AUTOREN
Christiane Mitatselis
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