# taz.de -- heute in hamburg: „Keine Fast Fashion“ | |
> VORTRAG Aktivistin spricht über ausbeuterische Arbeitsverhältnisse in der | |
> Textilindustrie | |
taz: Frau Ceresna-Chaturvedi, haben Sie beim Kauf von Kleidung ein | |
schlechtes Gewissen? | |
Laura Ceresna-Chaturvedi: Nein, weil ich nicht in Geschäften, die Fast | |
Fashion anbieten, einkaufen gehe, sondern in alternativen Läden. Ich mache | |
auch gerne bei Kleidertauschpartys mit. | |
2013 stürzte in Bangladesch eine Textilfabrik ein. Haben sich die | |
Arbeitsbedingungen daraufhin verbessert? | |
Nach dem Einsturz der Bangladesch Accord haben 200 Unternehmen eine | |
Erklärung unterzeichnet, die sich aber nur mit der Gebäudesicherheit und | |
dem Brandschutz befasst. Die Arbeitsrechte, im Sinne von | |
Gewerkschaftsrechten oder der Anhebung von Mindestlöhnen, haben sich | |
hingegen nicht sehr viel verbessert. Es hat sich aber einiges bei der | |
Behebung von Sicherheitsmängeln in den Fabriken getan. | |
Welche Verantwortung hat die Regierung in Bangladesch für die | |
Arbeitsverhältnisse? | |
Die Regierung in Bangladesch steht für die Umsetzung der Arbeitsgesetze und | |
auch der internationalen ILO Kernarbeitsnormen in der Pflicht. Dies ist | |
auch Teil eines Abkommens mit der EU. Bangladesch profitiert von | |
Handelspräferenzen. Sie haben einen erleichterten Zugang zum europäischen | |
Markt und sollen im Gegenzug dazu die Einhaltung der Arbeitsrechte | |
gewährleisten. Und das machen sie zum Großteil nicht. | |
Also ist es deren Problem? | |
Genauso haben die Unternehmen, die in Bangladesch produzieren lassen, eine | |
Verantwortung. Denn sie profitieren von den günstigen | |
Produktionsbedingungen. Als europäische Unternehmen, die im Ausland | |
agieren, haben sie eine Sorgfaltspflicht. Die Arbeitsrechte müssen in ihrer | |
gesamten Lieferkette eingehalten werden. Also nicht nur bei direkten | |
Zulieferern, sondern auch bei den Sublieferanten, vom Baumwollanbau bis zur | |
Fertigung des Kleidungsstücks. | |
Was können Hamburger Modeunternehmen für bessere Arbeitsbedingungen tun? | |
Hamburger Modeunternehmen sollten mehr Transparenz schaffen. Sie sollten | |
Kundinnen und Kunden darüber informieren, wo sie herstellen lassen. Darüber | |
hinaus sollten sie nicht nur nationales Arbeitsrecht in den | |
Produktionsländern vor Ort, sondern auch internationale Kernarbeitsnormen | |
einhalten. Wenn sie dies tun würden, wäre schon einiges gewonnen. | |
Interview Tobias Brück | |
Vortrag „Vier Jahre nach Rana Plaza“: 19 Uhr, Betasalon, Eifflerstraße 43 | |
26 Apr 2017 | |
## AUTOREN | |
Tobias Brück | |
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