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# taz.de -- Das Ding, das kommt: Am Tisch der KönigInnen
Bild: Am Kickertisch treffen eingeschworene KneipensportlerInnen aufeinander. D…
Der Nettelnburger ist einer, der in Nettelnburg wohnt, einem Ortsteil von
Hamburg-Bergedorf. Oder aber einer, der kriecht, rumeiert, sich windet und
krümmt – aber trotzdem noch irgendwie sein Ziel erreicht. Ersteren kennen
zumindest die Leute in Bergedorf, den zweiten kennen nur die, die sich
nachts in Hamburger Kneipen herumtreiben. Die, die statt am Tresen am Tisch
stehen: am Kicker. In Hamburg trifft man die KönigInnen der Tische rund um
den „Berg“ – den Hamburger Berg, eine Nebenstraße der Reeperbahn. Man
erkennt sie an den Schwielen an den Händen, am prüfenden Blick zum Tisch,
oft an der Mate statt dem Bier. Sie kennen jede Eigenheit der Tische in den
unterschiedlichsten Kneipen im Viertel und wissen sie zu nutzen.
Manches Team, zumeist in derselben Besetzung unterwegs, steht den ganzen
Abend am Tisch: selbstsicher, verschwitzt, meist unbesiegbar und müde
lächelnd, wenn sich jemand Unbekanntes an „ihren“ Tisch wagt und das
obligatorische 50-Cent-Stück hinlegt und klopft. Die wahren GegnerInnen
kennen sich. Fechten ihre Spiele an vielen Abenden aus, immer wieder.
TouristInnen oder AnfängerInnen outen sich spätestens nach dem ersten Ball,
wenn sie kein Fair Play spielen. Oder schon vorher. Wenn sie fragen, was
ein Spiel kostet. Und aus der Mitte schießen oder die Stangen durchdrehen –
geht gar nicht. Abgezogen werden sie dann, erst etwas tastend und dann
gnadenlos. Wer unsympathisch ist, kriegt gezeigt: Du bist am Tisch nicht
willkommen – zack, Tor, und noch eins. Und noch eins.
„Zu Null“ ist richtig bitter, denn eigentlich müssen VerliererInnen unter
dem Kickertisch durchkriechen und einen Schnaps ausgeben. Doch da sehen die
KönigInnen gern drüber hinweg, sonst wären sie ja ziemlich schnell ziemlich
betrunken. Und manchmal, da gehen die Ungeübten wenigstens noch mit einem
Tor vom Tisch: einem astreinen Nettelnburger. Peinlich zwar, aber doch
besser so einen statt gar kein Tor. Und die KönigInnen lächeln müde,
schauen sich an und zucken mit den Schultern.
Den einen oder die andere von ihnen trifft man jetzt bei der
Tischfußball-WM, zu der Teams aus 41 Nationen nach Hamburg reisen. Ein paar
der deutschen MitspielerInnen wurden einst – in der Kneipe entdeckt. Annika
Stenzel
Tischfußball-WM: Mi, 12. 4., bis So, 16. 4., Hamburg, Kampnagel
8 Apr 2017
## AUTOREN
Annika Stenzel
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