# taz.de -- „Das istmehr Schein als Sein“ | |
> Zahlen Jörn Kalinski von Oxfam über die 0,7-Prozent-Forderung | |
taz: Herr Kalinski, Oxfam fordert die 0,7 Prozent schon lange. Sind Sie nun | |
zufrieden? | |
Jörn Kalinski: Es ist wichtig, dass diese Marke genommen wurde. Allerdings | |
ist das mehr Schein als Sein. Über 25 Prozent davon gehen für die | |
Unterbringung von Flüchtlingen in ihrem ersten Jahr in Deutschland drauf. | |
Das verzerrt das Bild. | |
Ist Unterstützung für Geflüchtete keine Entwicklungshilfe? | |
Man sollte das nicht vermengen. Das ist eine innenpolitische Aufgabe, die | |
hier im Land geleistet werden muss. Deshalb kommt das Geld dafür aus dem | |
Innenministerium und den Ländern, aber nicht aus dem | |
Entwicklungsministerium. Wir müssen in die ärmeren Länder des globalen | |
Südens investieren. | |
Viele nennen das heute Fluchtursachenbekämpfung. | |
Das Wort wird missbraucht. Wir brauchen Entwicklungszusammenarbeit auch | |
dann, wenn die Leute nicht vor der Tür stehen. Lebensumstände verbessern, | |
das wird nun immer unter dem Blickwinkel der „Fluchtursachenbekämpfung“ | |
gesehen. Wir müssen die Mittel aber nicht erhöhen, damit die Leute nicht | |
mehr zu uns kommen. Wir müssen sie erhöhen, weil alle Menschen ein Recht | |
auf ein Leben in Würde haben. | |
Was sind Ihre Forderungen an die Bundesregierung? | |
Der Haushalt des Entwicklungsministeriums muss um jährlich 1,5 Milliarden | |
Euro aufgestockt werden. Bezahlt werden könnte das mit einer | |
Finanztransaktionssteuer. Für diese „Steuer gegen Armut“ setzen wir uns | |
zusammen mit 100 Organisationen ein. Uns entgehen 60 Millionen Euro pro | |
Tag! | |
InterviewMerle Groneweg | |
12 Apr 2017 | |
## AUTOREN | |
Merle Groneweg | |
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