# taz.de -- heute in bremen: „Der Preis sagt nichts aus“ | |
> Protest Das junge entwicklungspolitische Forum (JEP) verlangt Fairness in | |
> der Schokobranche | |
Frau Laustroer, Sie stehen heute in Osterhasenkostüm auf dem Marktplatz. | |
Ist das ein Aprilscherz? | |
Sarah Laustroer: Nein. Wir wollen mit den Kostümen zwar möglichst viel | |
Aufmerksamkeit gewinnen, der Grund ist jedoch ernst: Die Arbeitsbedingungen | |
in der Schokoladenbranche sind katastrophal und die Leute verschließen ihre | |
Augen davor. Wir wollen die Leute bitten, faire Schokolade zu kaufen, | |
gerade zu Ostern, wenn viel Schokolade gegessen wird. | |
Was läuft denn schief? | |
Der Schokoladenmarkt wird von wenigen großen Unternehmen beherrscht, die | |
den KakaobäuerInnen nur sechs Prozent des Verkaufspreises zahlen. Sie | |
erhalten so kein existenzsicherndes Einkommen. Um zu Überleben lassen auch | |
viele ihre Kinder auf den Plantagen mitarbeiten. Das Problem ist, dass die | |
BäuerInnen extrem vom Kakaopreis abhängig sind. Wenn der sinkt, kriegen | |
auch sie noch weniger Geld. | |
Wie kann die Situation der Arbeitenden verbessert werden? | |
Die Schokoladenhersteller müssen den BäuerInnen unabhängig vom | |
Weltmarktpreis feste Gehälter zahlen. Diese Löhne müssen so hoch sein, dass | |
die Existenz der Menschen gesichert wird. Außerdem sollen die Unternehmen | |
das Abkommen gegen Kinderarbeit, das sie 2001 unterschrieben haben, auch | |
konsequent einhalten. | |
Bedeutet teure Schokolade auch bessere Arbeitsbedingungen? | |
Leider sagt der Preis nichts darüber aus. Ich vertraue da eher auf externe | |
Zertifizierungssysteme wie das Fairtrade- oder das UTZ- Siegel. Da die | |
Zusammenarbeit mit den Siegelgebern Geld kostet, verzichten aber viele | |
große Konzerne wie Hachez darauf. Sie verweisen darauf, dass sie die | |
Arbeitsbedingungen intern überprüfen würden. Das reicht aber nicht. Das JEP | |
fordert deswegen, dass auf der Unternehmenswebseite transparent dargestellt | |
wird, woher der Kakao für die Schokolade kommt. | |
Wie kann denn Osterschokolade mit gutem Gewissen gegessen werden? | |
Schokolade ist mittlerweile ein Massenprodukt geworden. Die Deutschen essen | |
jährlich zehn Kilogramm pro Person. Dieser Konsum sollte reduziert werden. | |
Am besten kaufen Sie nur Schokolade mit dem Fairtrade-Siegel. Die | |
Siegelträger zahlen einen garantierten Mindestpreis, Prämien und | |
Bildungsprogramme für die Arbeitenden. Dennoch reicht dieser Mindestpreis | |
noch nicht aus, um die BäuerInnen von der Armut zu befreien. | |
Interview Vanessa Reiber | |
Unterschriftensammlung für faire Arbeitsbedingungen, 11 bis 16 Uhr, | |
Marktplatz | |
1 Apr 2017 | |
## AUTOREN | |
Vanessa Reiber | |
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