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# taz.de -- kommentar von Kristin Helbergüber die Syrien-Geberkonferenz in Br�…
Syrien wieder aufzubauen klingt nach einer super Idee – „Syriens Zukunft
und die der Region unterstützen“ heißt die Geberkonferenz heute in Brüssel.
Dann könnten wir das Land zum sicheren Herkunftsstaat erklären und die zu
uns geflüchteten Syrer nach Hause schicken. Nebenbei gäbe es lukrative
Aufträge für deutsche Firmen. Präsident Assad hat das in einem Interview
kürzlich konkretisiert: „Liebe Europäer, die Syrer brauchen euer Geld nicht
in Europa, sondern in Syrien! Wenn ihr mein Land wiederaufbaut, nehme ich
die Geflüchteten zurück.“ Mehr Win-win geht nicht.
Wer die humanitäre Arbeit in Syrien kennt, weiß, was das praktisch
bedeutet. Geholfen wird denen, die zu Assad stehen oder mindestens so tun
oder den Mund halten. Wer gegen seine Herrschaft aufbegehrt, wird so lange
ausgehungert und bombardiert, bis er aufgibt und der eigenen Vertreibung
zustimmt. Die verlassenen Wohnungen werden dann von Assads Milizionären und
Irans Söldnern verteilt. Politische Säuberung ist das, gepaart mit
konfessioneller Neuordnung.
Wie also könnten wir Syrien wiederaufbauen, ohne das Regime zu
rehabilitieren? Die bittere Antwort lautet: Gar nicht. In einem Land, in
dem der Präsident sämtliche staatlichen Institutionen in den Dienst des
eigenen Machterhalts gestellt hat, führt am Regime kein Weg vorbei. Es gibt
keine Technokraten der zweiten Ebene, mit denen man direkt zusammenarbeiten
könnte, und keine Banken oder Organisationen, über die Gelder unabhängig
verwaltet und nach Bedarf ausgegeben werden könnten. Jeder Euro, den wir
einem Ministerium, einer Handelskammer oder einer Wasserbehörde geben,
stabilisiert Assad und seine „Massenvernichtung von Zivilbevölkerung“
(UN-Untersuchungskommission). Solange sich das nicht ändert, darf Europa
kein Geld nach Damaskus überweisen.
Keine Sorge, den unter Assad lebenden Syrern geht es deshalb immer noch
besser als allen anderen. Sie werden zuverlässig von den UN versorgt, deren
Hilfe das Regime geschickt instrumentalisiert. Aber beim Wiederaufbau ist
Schluss. Wer in Daraja nahe der syrischen Hauptstadt Häuser repariert,
während deren rechtmäßige Besitzer in Idlib mit Giftgas angegriffen werden,
macht sich schuldig. Nein, der Wiederaufbau Syriens darf erst dann
beginnen, wenn keine Bomben mehr fallen und ein politischer Übergang auf
dem Weg ist.
5 Apr 2017
## AUTOREN
Kristin Helberg
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