# taz.de -- american pie: Nicht normal | |
BASKETBALL Die UConn Huskies stehen vorm Gewinn der College-Meisterschaft. | |
Das ist allerdings ein Problem | |
Zwei Mal war er bei Bill Clinton. Vier Mal bei George W. Bush. Als er das | |
fünfte Mal bei Barack Obama auftauchte, fragte der Präsident, ob Geno | |
Auriemma ein eigenes Zimmer im Weißen Haus bezogen habe. „Er scheint | |
unglaublich viel Zeit hier zu verbringen“, scherzte Obama und hatte die | |
Lacher auf seiner Seite. Tatsächlich dürfte es nicht viele Menschen geben, | |
die in den vergangenen Jahrzehnten so oft im Sitz des US-Präsidenten | |
empfangen wurden wie der Basketballtrainer Luigi „Geno“ Auriemma. | |
Elf Mal hat Auriemma mit seinem Team, den Frauen der University of | |
Connecticut, die College-Meisterschaft gewonnen, ein einsamer Rekord. Elf | |
Mal ist der 62-Jährige deshalb seit 2005 zu den traditionellen Empfängen | |
für US-Meister eingeladen worden, die bei Präsidenten beliebte | |
Gelegenheiten sind, dem sportbegeisterten Wahlvolk schmucke Fernsehbilder | |
zu präsentieren. Aber ob Auriemma auch dem aktuellen Amtsinhaber Donald | |
Trump die Hand schütteln wird, das ist fraglich. | |
Das liegt nicht daran, dass Auriemmas Team bei dem am kommenden Freitag | |
beginnenden K.-o.-Turnier nicht der absolute Topfavorit wäre, sich zum | |
fünften Mal hintereinander den Titel zu sichern. Nein, die spannende Frage | |
wird sein, ob der Trainer nach einem wahrscheinlichen Erfolg seiner UConn | |
Huskies einer Einladung von Trump überhaupt folgen würde, schließlich ist | |
er einer der lautstärksten Anwälte von Frauenrechten im US-Sport und einer | |
der prominentesten Kritiker des Präsidenten. | |
Schon im vergangenen Sommer sagte Auriemma, der nebenberuflich auch das | |
Nationalteam trainiert: „Wir leben in der Trump-Ära, in der es in Ordnung | |
ist, ein Sexist zu sein und Menschen herabzusetzen, nur weil sie ein | |
anderes Geschlecht haben.“ Dass Trump seine Stimme nicht bekommen würde, | |
daran ließ Auriemma keinen Zweifel. Als der trotzdem gewählt wurde, zeigte | |
sich der Coach „schockiert“ und gab seiner Hoffnung Ausdruck, „dass die | |
Amerikaner daran glauben, dass dieses Land größer ist als eine einzelne | |
Person. Und wenn ein Einzelner versucht, die Grundfesten dieses Landes zu | |
verändern, dann ist es unsere Aufgabe, das zu verhindern.“ Unlängst sprach | |
sich Auriemma, der im Alter von sieben Jahren mit seinen Eltern in die USA | |
einwanderte, auch explizit gegen den Einreisestopp der Trump-Administration | |
aus. | |
Noch allerdings hat sich Auriemma, dessen UConn-Team seit 107 Begegnungen | |
ungeschlagen ist, nicht geäußert, wie er mit einer Einladung von Trump | |
umgehen würde. „Ich weiß es nicht“, sagte er unlängst, er neige aber wohl | |
dazu, das Amt zu respektieren. „Aber allein die Tatsache, dass ich bei den | |
letzten elf Meisterschaften niemals so etwas gefragt worden bin, zeigt | |
doch, dass etwas passiert, was nicht normal ist.“ | |
Bei den vergangenen elf Meisterschaften wäre auch keine Spielerin auf den | |
Gedanken gekommen, auf die Ehre zu verzichten, dem US-Präsidenten die Hand | |
schütteln zu dürfen. Aber schon vor dieser Präsidentschaftswahl, so erzählt | |
Napheesa Collier, ging in der Umkleide der Running Gag umher, „wenn wir | |
gewinnen, gehen wir nicht ins Weiße Haus“. Aber wie sich das Team im Fall | |
des Falles verhalten wird, das weiß auch die Flügelspielerin Collier nicht: | |
„Ich bin wahrlich keine Trump-Unterstützerin, aber wenn die anderen ins | |
Weiße Haus wollen, würde ich mitgehen.“ | |
Ihr Trainer hat gesagt, dass er jede seiner Spielerinnen in ihrer | |
Entscheidung unterstützt. Schließlich hat Trump nicht nur Frauen | |
herabgesetzt, sondern auch Minderheiten, von denen es bei den Huskies genug | |
gibt, Schwarze, Migrantinnen und Musliminnen. Aber um einem möglichen | |
Empfang im Weißen Haus fernzubleiben, so Auriemma, „muss man schon sehr | |
starke Überzeugungen haben“. Thomas Winkler | |
15 Mar 2017 | |
## AUTOREN | |
Thomas Winkler | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |