# taz.de -- Körbers moralische Mitschuld | |
> Nazi-Vergangenheit | |
Den bekannten Stifter Kurt A. Körber hat in der vergangenen Woche posthum | |
seine Nazi-Vergangenheit eingeholt. In Hamburg Bergedorf wird die | |
Umbenennung der Kurt-A.-Körber-Chaussee diskutiert. Eine | |
Experten-Kommission sieht den Stifter in „moralischer Mitverantwortung“, | |
weil er in einem Unternehmen arbeitete, an das ein Konzentrationslager | |
angegliedert war. Die Körber-Stiftung kritisiert die Empfehlung. Und auch | |
die Bezirkspolitiker in Bergedorf wollen zuerst ihre offenen Fragen zum | |
Experten-Gutachten klären, bevor sie über die Umbenennung abstimmen. | |
Die Körber-Stiftung verfügt über ein Vermögen von 563 Millionen Euro. 18 | |
Millionen Euro vergibt sie jährlich für zivilgesellschaftliche Zwecke. Ihr | |
Gründer, der Unternehmer Kurt A. Körber, galt zu Lebzeiten als | |
Kulturliebhaber und kritischer Geist und war für seine Großspenden bekannt. | |
Doch der 1992 verstorbene Körber war nicht nur großzügig, sondern auch | |
schon immer geschäftstüchtig. In der NS-Zeit arbeitete er in der | |
Unternehmensführung der Dresdner Maschinenfabrik „Universelle“. 700 der | |
3.000 dort beschäftigten Zwangsarbeiter waren in einem KZ-Außenlager der | |
Firma untergebracht. Für die Stiftung ist das kein Grund, Körber als | |
Mittäter in der NS-Zeit zu sehen – für die Experten-Kommission für | |
belastete Straßennamen in Hamburg allerdings schon. | |
Das Experten-Gutachten zeigt auf, dass die Unternehmensführung, der Körber | |
angehörte, für die Unterbringung der KZ-Häftlinge zuständig gewesen sei. | |
Das Fazit der Kommission: Firmen wie die „Universelle“ und ihre führenden | |
Mitarbeiter hätten nicht nur KZ-Häftlinge ausgebeutet, sondern den Ausbau | |
des KZ-Systems aktiv mit vorangetrieben. Es fehlen allerdings Dokumente, | |
die belegen, welche Person die Unterbringung bei der „Universelle“ | |
tatsächlich verantwortet hat. | |
Die Körber-Stiftung leugnet nicht, dass Körber seit 1940 NSDAP Mitglied war | |
und auch nicht den Einsatz von Zwangsarbeitern bei der „Universelle“. Da es | |
aber „keinerlei Belege für eine persönliche Verantwortung beziehungsweise | |
Schuld von Kurt A. Körber gibt, sehen wir auch keinen Anlass für eine | |
Umbenennung“, heißt es in einer Stellungnahme. aweg | |
18 Mar 2017 | |
## AUTOREN | |
Antonia Wegener | |
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