# taz.de -- heute in hamburg: „Auf Kosten anderer“ | |
> Flucht Die Unterteilung in Wirtschafts- und Kriegsflüchtlinge ist falsch, | |
> sagt Thomas Gebauer | |
taz: Herr Gebauer, was sind Überlebensflüchtlinge? | |
Thomas Gebauer: Das sind Menschen, die existentiell bedroht sind, weil | |
ihnen ihre Lebensgrundlage geraubt wurde. Zum Beispiel durch Umwelt und | |
Klimawandel-Einflüsse, oder wie bei vielen Menschen in Afrika durch den | |
Landraub der Großkonzerne. In meinen Augen sind das Überlebensflüchtlinge, | |
die das Recht haben, sich auf den Weg zu machen und anderswo nach einer | |
möglichen sicheren Existenz zu suchen. | |
Wieso ist es falsch, zwischen Wirtschafts- und Kriegsflüchtlingen zu | |
unterschieden? | |
Für mich kämpfen Menschen auf der Flucht immer um ihre Rechte, weil sie | |
versuchen die Menschenrechte in ihrem Leben umzusetzen. Das sind einerseits | |
politische Freiheitsrechte aber auch soziale und wirtschaftliche Rechte. | |
Sie bedingen sich gegenseitig und sind deshalb nicht zu trennen. Die | |
Unterscheidung von Leuten, die politisch verfolgt werden und denen, die | |
ihre Lebensgrundlage verloren haben, halte ich für moralisch nicht haltbar. | |
Geht es den sogenannten Wirtschaftsflüchtlingen in ihren Heimatländern denn | |
schlecht? | |
Wenn sie die Menschen fragen, warum sie sich auf den Weg machen, dann sind | |
die Gründe nachvollziehbar. Sie haben keine Perspektive. Es fehlen Jobs. Es | |
fehlt Bildung. Manche haben die Möglichkeit Schulen und Universitäten zu | |
besuchen, finden aber hinterher keine Arbeit um ihre Fähigkeiten | |
einzusetzen. Es stimmt, dass diejenigen herkommen, die sich eine Flucht | |
noch leisten können. Die Ärmsten schaffen es nicht einmal, ihre Dörfer zu | |
verlassen, geschweige denn den beschwerlichen Weg nach Europa anzutreten. | |
Ist die Globalisierung die stärkste Fluchtursache? | |
Ja, sie ist für mich die Hauptursache für Flucht- und | |
Migrationsbewegungen. Es ist eine rein wirtschaftliche Globalisierung, die | |
kein globales politisches Gebilde geschaffen hat oder eine | |
Weltbürgerschaft. Sie verfolgt allein die Profitinteressen der Wirtschaft. | |
Kapital und Waren können sich frei bewegen – Menschen nicht. | |
Ist somit unser Wohlstand auch eine Flucht-Ursache? | |
Ja, aber es ist nicht der Wohlstand alleine, sondern unsere Lebensweise. | |
Denn sie findet auf Kosten anderer statt. | |
Interview: Antonia Wegener | |
Vortrag „Recht auf Freizügigkeit – Globalisierung von unten!“ um 20 Uhr … | |
der W3 – Werkstatt für internationale Kultur und Politik, Nernstweg 32-34, | |
Eintritt gegen Spende | |
16 Mar 2017 | |
## AUTOREN | |
Antonia Wegener | |
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