| # taz.de -- heute in hamburg: „Es gibt keine Opposition“ | |
| > EINFLÜSSEIn der feministischen Bewegung wird Antisemitismus geduldet. | |
| > Wieso eigentlich? | |
| taz: Frau Stöver, wie zeigt sich Antisemitismus in der feministischen | |
| Bewegung? | |
| Merle Stöver: Er zeigt sich momentan vor allem darin, wie Bündnisse | |
| geschlossen werden. Feminismus gilt als Hauptanliegen und Antisemitismus | |
| als Nebenwiderspruch und kann nicht thematisiert werden. Auch historisch | |
| war dies so: Feminismus stand im Vordergrund und andere gesellschaftliche | |
| Missstände wurden nicht wirklich mitgedacht. | |
| In welchen feministischen Bündnissen wird Antisemitismus denn ignoriert? | |
| In allen, die Feminismus und Antirassismus zusammendenken. Gerade in | |
| antirassistischen Bewegungen wird Hass gegen Israel vertreten und es gibt | |
| keine Opposition dazu. | |
| Judith Butler und Angela Davis unterstützen die Kampagne Boykott, | |
| Desinvestitionen und Sanktionen, die sich für Sanktionen gegen Israel | |
| einsetzt. Tragen Einflüsse aus den USA – wie zum Beispiel durch die beiden | |
| – dazu bei, dass Antisemitismus hier an Salonfähigkeit gewinnt? | |
| Auf jeden Fall. Ich glaube, gerade die beiden sind gute Beispiele. Butler | |
| betont immer wieder, dass sie als Jüdin spricht. Ihre Queer Theory gilt als | |
| unhinterfragbar. Auch bei Davis, die Bürgerrechtlerin ist, wird ihr | |
| Antirassismus so hingenommen und nie hinterfragt. Beide vertreten | |
| Antizionismus. Dies ist Teil ihrer Ideologie und wird nicht kritisch | |
| gesehen, da ihn hierzulande viele vertreten. | |
| In der Arbeit welcher Feministin zeigt sich die antisemitische Ideologie | |
| besonders? | |
| Es ist nicht gewinnbringend, Namen zu nennen. Aber auch in Deutschland gibt | |
| es Bündnisse, in denen Antisemitismus geduldet wird. Zum Beispiel bei | |
| Ausnahmslos, der Resolution, die nach der Silvesternacht in Köln | |
| geschlossen wurde. Da wurden antisemitische Positionen vertreten und das | |
| ging, die haben mitwirken dürfen, weil sie Feministinnen sind. | |
| Wie kann man mit antisemitischten Tendenzen umgehen? | |
| Feminismus muss sich zutrauen, Kritik auszuhalten. Ich habe das Gefühl, | |
| dass jede Kritik momentan als Angriff auf den ganzen Feminismus gewertet | |
| wird. Ich bin aber auch Feministin. Meine Kritik kommt nicht von außen, | |
| sondern von innen. Ich habe das Gefühl, dass eine große Angst der | |
| Bedeutungslosigkeit besteht. Wo man Kritik zulassen würde, wären | |
| Diskussionen möglich. | |
| Interview Caren Miesenberger | |
| Vortrag „Antisemitismus in feministischen Kontexten“ mit Merle Stöver: 19 | |
| Uhr, Uni Hamburg, Edmund-Siemers-Allee, W 221 | |
| 23 Feb 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Caren Miesenberger | |
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