# taz.de -- Im Prinzip gut, aber selten im Einsatz | |
> Sauber Biowaschmittel sind nicht immer ökologisch verträglicher als | |
> herkömmliche. Auch die richtige Dosierung ist relevant | |
Bild: 640.000 Tonnen Waschmittel verbrauchen die Deutschen jährlich | |
von Christine Berger | |
Als im heißen Sommer 1958 meterhohe Schaumberge viele deutsche Flüsse und | |
Bäche wie Schlagsahne zierten, war ich noch gar nicht geboren. Die | |
Umweltverschmutzung durch Waschmittel aber schon. Seitdem hat sich eine | |
Menge zum Besseren gewendet, aber nur weil man keine Tenside mehr im Fluss | |
schäumen sieht, heißt das noch lange nicht, dass Waschpulver eine | |
unbedenkliche Angelegenheit ist. Jedenfalls gibt es Unterschiede, und den | |
größten Dreck macht seine Verwendung selbst: etwa zu viel Pulver für zu | |
wenig Wäsche, massiver Waschpulvereinsatz bei hartem Wasser und zu hohe | |
Wassertemperaturen für kaum verschmutzte Wäsche. | |
Fast 8 Kilo Waschmittel verbraucht jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr, | |
640.000 Tonnen kommen in allen deutschen Haushalte zusammen, so hat der Rat | |
für nachhaltige Entwicklung (RNE) ausgerechnet. Da gibt es noch erhebliches | |
Einsparpotenzial: Im nachhaltigen Warenkorb des Rats für nachhaltige | |
Entwicklung (nachhaltiger-warenkorb.de) wird etwa empfohlen, nicht jedes | |
Kleidungsstück nach einmaligem Tragen zu waschen. Häufig genüge es, | |
Kleidung zu lüften oder abzubürsten (was ich bestätigen kann). Wer mit | |
möglichst geringer Temperatur wäscht, etwa von 60 Grad auf 40 runterdreht, | |
vermeide, so der RNE, 33 Kilo CO2 im Jahr. Dass auch 20 Grad meistens | |
völlig ausreichen, steht da zwar nicht, ist aber selbst erprobte Tatsache. | |
Wenig waschen und bei möglichst niedrigen Temperaturen, das ist noch vor | |
Bio- und sonstwie nachhaltigen Waschmitteln die beste Methode die Umwelt zu | |
schonen. Auch Biowaschmittel belasten nämlich das Wasser, zumal die | |
Bezeichnung Bio bei Reinigungsmitteln nicht geschützt ist. Bio bedeutet bei | |
Waschmitteln nicht, dass sie weniger Chemikalien enthalten, sondern nur, | |
dass die Herkunft der Rohstoffe ökologisch korrekt ist. Inhaltsstoffe | |
sollten jedoch vor allem in Bezug auf die Abbaubarkeit und die Giftigkeit | |
geprüft werden. Ganz zu schweigen von der Verpackung, Biowaschmittel in der | |
Plastikflasche etwa ist mit Blick auf die Ökobilanz ein Widerspruch. | |
Flüssigwaschmittel zeigen übrigens in der Regel ein weniger gutes Ergebnis | |
als die Kollegen in Pulverform. | |
Auch manche Biowaschmittel enthalten neben Tensiden als Schmutzlöser bis zu | |
20 weitere Stoffe, viele davon sind biologisch schwer abbaubar: Enthärter, | |
Bleichmittel, Phosphate, optische Aufheller, Enzyme, Stabilisatoren, Duft-, | |
Farb-, Füll- und Konservierungsstoffe sowie Vergrauungsinhibitoren. | |
Letztere verhindern, dass sich der Schmutz aus dem Waschwasser wieder an | |
die Wäsche heftet. Duftstoffe oder ätherische Öle gehören häufig ebenfalls | |
zu den schwer abbaubaren Stoffen im Waschmittel. Orangenöl etwa ist | |
überhaupt nicht so öko wie es klingt. | |
Dennoch gibt es Biowaschmittel, die bei der Ökobilanz besser abschneiden | |
als herkömmliches Pulver. Zum Beispiel Reinigungsmittel im Baukastensystem. | |
Die Firma Sonett etwa bietet als Baustein 1 ein Waschmittelkonzentrat auf | |
Seifenbasis an, das bei weichem Wasser und mittelverschmutzten Fasern | |
völlig ausreichend ist. Wer Flecken killen will oder keine gelben | |
Hemdkragen mag, gibt der Schmutzwäsche den Baustein 2 „Bleichkomplex & | |
Fleckentferner“ zu. Bei hartem Wasser kommt noch Baustein 3 dazu, ein | |
Enthärter, der den im Wasser gelösten Kalk bindet. Alle drei Produkte sind | |
zu 100 Prozent biologisch abbaubar. Der Vorteil: Bei hartem Wasser füttert | |
man die Waschmaschine nicht einfach mit der doppelten Portion Waschpulver, | |
wie auf Verpackungen angegeben und damit auch mit der doppelten Menge | |
Tenside etc., sondern nur mit dem, was gegen kalkreiches Wasser hilft: | |
Enthärter. Durch das Baukastensystem ist eine optimale Nutzung der | |
einzelnen Stoffe entsprechend dem Verschmutzungsgrad der Kleidung, der | |
Härte des Wassers und dem individuellen Bedürfnis nach dem Weißgrad der | |
Wäsche möglich. Ein bisschen Übung bedarf es allerdings schon, alle drei | |
Komponenten immer im Blick zu haben für die aktuelle Dreckwäsche in der | |
Maschine. | |
Wem das Gedöns zu viel ist, kann auch ein herkömmliches Kompaktwaschmittel | |
nehmen und grundsätzlich bei hartem Wasser einfach Enthärter beigeben. Das | |
spart dann die Pulvermenge pro Waschgang und damit auch bares Geld. Wobei | |
Enthärter natürlich auch was kosten … Ökologisch sinnvoll ist das aber in | |
jedem Fall. | |
15 Feb 2017 | |
## AUTOREN | |
Christine Berger | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |