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# taz.de -- Initiative Mit dem Elberskirchen-Hirschfeld-Haus soll ein Zentrum …
Bild: Arzt, Sexualforscher, Mitbegründer der ersten Homosexuellen-Bewegung: Ma…
von Lisbeth Schröder
Berlin hat weltweit die meisten Archive und Quellenbestände lesbischer,
schwuler, Trans*- und Intergeschichte, und das Schwule Museum*
beispielsweise ist unter queeren Forscher*innen und Tourist*innen weit
über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Diese Archive, Museen und queeren
Bildungsträger Berlins unter einem Dach zu versammeln, dafür setzt sich die
Initiative Queer Nations ein. Die 2005 gegründete Initiative will mit einem
Elberskirchen-Hirschfeld-Haus – kurz E2H – einen „queeren Leuchtturm“
schaffen, der „über die Hauptstadt hinaus Strahlkraft“ entfalten und ein
„weithin sichtbares Symbol“ sein soll.
Die Landesregierung greift den Initiatoren unter die Arme: „Die Koalition
unterstützt die Idee eines Elberskirchen-Hirschfeld-Hauses und wird den
partizipativen Prozess seiner Umsetzung begleiten“, heißt es im
Koalitionsvertrag.
Die einzelnen Mieter sollen in diesem Haus selbstständig bleiben: das Lili
Elbe Archiv, die Forschungsstelle der Kultur der Sexualität an der
Humboldt-Universität, die Magnus Hirschfeld Gesellschaft, das Spinnboden
Lesbenarchiv sowie das FFBIZ-Archiv, ein feministisches Dokumentations- und
Informationszentrum. Mit dem E2H, so Sabine Balke, Sprecherin der
E2H-Initiative, könnte Berlin wieder an die große Erzählung von
Liberalisierung, Emanzipation, von Bildung und Fortbildung, die mit den
Namen Magnus Hirschfeld und Johanna Elberskirchen (siehe Kasten)verbunden
werden, anknüpfen.
In der Tat verfügt Berlin über eine große queere Szene mit
Beratungsinstitutionen und Vereinen, Kneipen, Bars, Partys, Medien wie die
Siegessäule und Blu, oder Erinnerungsorte wie jene am U-Bahnhof
Nollendorfplatz für die homosexuellen Opfer im Nationalsozialismus.
Politische Parteien haben queere Gruppen und Interessenverbände.
Aber ein Wissens- und Archivzentrum, das gibt es noch nicht. Vielmehr
fristen die meisten finanziell oft auch schwach ausgestatteten Archive ein
Nischendasein. Das Elberskirchen-Hirschfeld-Haus soll in der Mitte der
Stadt entstehen und ein Zentrum der Vernetzung und Kommunikation sein.
Dieses Projekt symbolisiere auch, dass „Queeres nicht mehr im Underground
angesiedelt sein muss, sondern in der Mitte der Gesellschaft“, so Jan
Feddersen, taz-Redakteur und in Sachen E2H zusammen mit der Leiterin des
Spinnboden Lesbenarchivs, Sabine Balke, Sprecher der Initiative.
Das Elberskirchen-Hirschfeld-Haus, für das momentan mit Hilfe von Geldern
des Senats aus der vorigen Legislaturperiode eine Machbarkeitsstudie
erstellt wird, soll mehr sein als nur ein Sammelplatz von Musealem und
Archivbeständen. Räumlichkeiten für Lectures, Tagungen, Bildungsworkshops
und auch ein Kino werden mit eingeplant.
Über die Kosten schweigen sich Balke und Feddersen aus: „Wir bitten, die
Fertigstellung unserer Machbarkeitsstudie abzuwarten. Davon abgesehen, dass
wir in der queeren Stadtpolitik mit keinem Sozialprojekt der queeren
Community konkurrieren, wird unser Projekt natürlich Geld kosten – das muss
es auch, denn unser Haus wird zu den ersten Adressen hauptstädtisch-queerer
Repräsentation zählen“, so die Hoffnung der beiden.
Im Sommer dieses Jahres soll die Studie vorgestellt werden – inklusive
erster Vorschläge für ein Haus in der Mitte der Hauptstadt.
„Die Realisierung des Projekts sollte in den nächsten fünf Jahren, bis zum
Ende dieser Senatsregierungszeit, passieren“, betont Balke. „Wir bieten
unser Projekt an, wir werden einen realisierbaren Vorschlag präsentieren –
die rot-rot-grüne Regierung wird hoffentlich mit der Strahlkraft des Hauses
eines Tages angeben wollen.“
Die Zeichen für eine rechtzeitige Realisierung stehen gar nicht so
schlecht: Politiker von SPD, Grünen, Linken, CDU und FDP sicherten auf
einem Kolloquium im Dezember zu, sich für das Projekt starkzumachen.
Möglich wären Gelder aus Wissenschafts-, Integrations- und Kulturbudgets
Berlins, aus Stiftungen, aber auch die Hilfe des Bundes könnte nötig sein.
28 Jan 2017
## AUTOREN
Lisbeth Schröder
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