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# taz.de -- Berliner Szenen: Mucosolvan-PlüschBazille
> Grippewelle
Es geht gerade was rum. Bei meiner Apotheke öffnen sich die Türen zum Glück
automatisch, sodass ich mich nicht am Griff infiziere. Wie halten die
Apotheker das aus, den ganzen Tag von Kranken umlagert zu sein, das muss
schlimmer sein als im Kindergarten. Als Werbegeschenk gab es eine
Plüschbazille von Mucosolvan.
Wir sind jetzt seit sechs Wochen krank, auf den Reizhusten legte sich eine
schlimme Erkältung und dann kam der Magen-Darm-Infekt. Unser Kleiner saß
nachts im vollgespuckten Bett, den Pittiplatsch im Arm, und weinte. Nachdem
ich Pitti gewaschen habe, ging die Stimme in seinem Bauch nicht mehr („Ach
du meine Nase, haha, platschquatsch“).
Das Einzige, was mich aufheitert, ist zuzusehen, wie beflissen sich die
ACC-Brausetablette im Wasserglas auflöst, und es schmeckt ja auch ein
bisschen wie Brause. Hat Medizin früher nicht immer bitter geschmeckt? Als
ich ein Kind war, musste man sie noch auf Zuckerwürfel träufeln, um sie
überhaupt runterzubekommen. Meine Freundin dachte, das Glas mit der gelben
Neo-Chinosol-Flüssigkeit zum Gurgeln, das neben dem Waschbecken steht,
enthalte meinen Urin. Ich habe bemerkt, dass man im Liegen viel
ausdauernder gurgeln kann.
Meine Freundin tröpfelt dem Baby Muttermilch in die Nase, das wirkt
antibakteriell, sollte sie das bei mir auch einmal versuchen? Ich bemühe
mich um Harmonie mit ihr, weil eine glückliche Beziehung das Immunsystem
stärken soll. Nachts krabbeln Ameisen durch meine Bronchien und kitzeln
mich mit ihren behaarten Beinchen, ich habe schon eine Flasche Silomat
geleert. Aber solange ich noch die Kraft habe, den Sicherheitsverschluss
einer Flasche Wick-Medinait zu öffnen, gibt es keinen Grund zu klagen.
Wenigstens kann das Mucosolvan-Stofftier nicht sprechen.
Jochen Schmidt
19 Dec 2016
## AUTOREN
Jochen Schmidt
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