# taz.de -- Tatort aus Frankfurt: Schon wieder Computerkram | |
> Das Frankfurter Ermittlerduo trifft in „Wendehammer“ auf einen IT-Baron. | |
> Aufdecken soll es aber das mysteriöse Verschwinden von Tieren. | |
Bild: Wo ist Waldi? | |
Es behindert Kriminalromane sowie Fernsehkrimis, wenn ihnen Regeln | |
übergestülpt werden. Lektoren und Redakteure verlangen mittlerweile, dass | |
sich Mord oder Leichenfund auf den ersten drei Seiten respektive in den | |
ersten drei Minuten ereignen und auch der ganze Rest wird mechanisch. | |
Im Film „Wendehammer“ unterlaufen die Autoren Stephan Brüggenthies und | |
Andrea Heller im Verein mit Regisseur Markus Imboden und Kameramann Martin | |
Langer derart einschränkende Erlasse aufs Erbaulichste. Wo andere die | |
Aufmerksamkeit des Zuschauers suchen, indem sie Kunstblut mit der Gießkanne | |
über die Szenerie verteilen, legt sich hier der Kameramann ins Gras, um die | |
Welt aus Warte einer Schildkröte zu filmen. Apart. Auch so kann man den | |
Blick der Zuschauerschaft gewinnen. | |
Elegant und verwegen geht es weiter. Der junge IT-Baron Nils Engels (Jan | |
Krauter) hat sein Haus nach allen Regeln der Maurer- und digitalen Kunst | |
abgeschottet. Seine Schrullen wecken nachbarlichen Argwohn. Da Engels an | |
einer offenbar sämtliche Tiere einschließenden Phobie leidet, ist er der | |
erste Verdächtige, wenn in der Umgebung Hunde, Katzen, Schildkröten | |
verschwinden. Zugleich sind Engels und sein Partner Herren über einen | |
bahnbrechenden und entsprechend begehrten Algorithmus. | |
Ein weiterer „Tatort“ rund um sensationelles Computern also – in dieser | |
lockeren Reihe bislang der beste. Die Kommissare müssen nicht resigniert | |
seufzen angesichts verstörender Rechnertätigkeiten, sie bekommen nicht mal | |
alles mit. Stattdessen entstauben sie ihr Büro und legen dazu eine Kassette | |
(!) der Band R.E.M. ein, die der Chef aber nicht gern hört. Zudem adelt | |
Cornelia Froboess diesen Film, die, sofern die Fachbücher nicht lügen – was | |
sie zuweilen tun – ihren ersten Fernsehauftritt vor bald 64 Jahren hatte. | |
Ein Grund zur Bewunderung. | |
18 Dec 2016 | |
## AUTOREN | |
Harald Keller | |
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