Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neuer Tagesschau-Sprecher Schreiber: Wirkt aalglatt, ist aber kompe…
> Constantin Schreiber wird neuer Sprecher der „Tagesschau“. Sein Look geht
> schon jetzt vielen auf die Nerven. Zu Unrecht.
Bild: Kein Milchbubi, sondern ein guter Reporter: Constantin Schreiber
Es gibt einen Look, der so unerträglich zeitgeistig und modern und jung und
alles Mögliche andere ist, dass man es gar nicht aushalten kann. Frauen,
die damit vor die Kamera treten, tragen im Regelfall sehr lange Haare, sehr
kurze Röcke und sie haben sehr, sehr lange, sehr schlanke Beine. (Wer nicht
weiß, wovon die Rede ist, möge das erste Interview von Donald Trump nach
seinem Wahlsieg anschauen.) Die entsprechenden Männer haben wenig Bartwuchs
und ein schrecklich nettes Lächeln.
Wer Nachrichten sehen will, zappt weg. Was kann mir jemand sagen wollen,
der oder die doch offensichtlich den Job nur deshalb bekommen hat, weil er
oder sie nett aussieht?
Wie zum Beispiel – und vor allem – Constantin Schreiber. So ein süßer Bub…
Was soll der schon von irgendetwas wissen? Babyface, niedlich. Entzückend,
dass wir ihm bei RTL zuschauen dürfen, wie er versucht, Politik zu
verstehen.
Ooooch, die Aussprache von „Merkel“ und „Clinton“ kriegt er ganz gut hi…
Wer erzählt dem Knaben, dass sich Trump mit einem seltsamen „a“ in der
Mitte und nicht mit einem „u“ spricht? Ey, toll, dass sich selbst bei RTL
jemand gefunden hat, der ihm das beibringen konnte. Oder?
Welche Arroganz. Constantin Schreiber ist klug. Wirklich klug. Er versteht
etwas von Politik – und er informiert sich über Themen, über die er etwas
sagen muss.
Zugegeben: Als Zuschauerin braucht man ein bisschen Zeit, um das zu
begreifen. Weil er so „schööööön“ ist – und bei einem Privatsender
arbeitet. Müssen wir sonst noch etwas über ihn wissen?
## Verächtlich, auf Äußerlichkeiten bedacht
Das Interessante ist, dass die unmittelbare Reaktion auf Schreiber eine gar
nicht so andere ist als die auf eine kluge Frau mit langen Beinen. Nämlich
verächtlich, auf Äußerlichkeiten bedacht.
Vielleicht sollten wir das toll finden: Das ist Gleichberechtigung. Wenn
jemand einem bestimmten Schönheitsideal entspricht, dann kann der oder die,
geschlechtsunabhängig, gar nicht intelligent sein. Abwinken, Schnitt.
Aber das ist eben nicht toll. Das ist sexistisch. Egal, ob man davon
überzeugt ist, dass eine langbeinige Frau in politischer Hinsicht eine
Idiotin sein muss. Oder dass das für einen hübschen Jungen gilt.
Constantin Schreiber hat – wieder und wieder – nachgewiesen, dass er weiß,
wovon er spricht, wenn er über etwas spricht. Ja: Er ist ein Milchbubi, ja,
er hat ein gewinnendes Lächeln – aber: Ja, er versteht auch wirklich etwas
vom Mittleren Osten.
Und dann gibt es noch Themen, von denen er nicht so viel versteht. Die er
jedoch gründlich recherchiert, bevor er sich dazu äußert. Das sollte
selbstverständlich sein unserem Job, ist es aber nicht.
Und nun wird er künftig für die ARD tätig sein? Großartig! Aber dürfen wir
hoffen, dass er auch weiterhin Reportagen recherchieren und nicht nur Texte
verlesen wird? Das wäre schön.
16 Nov 2016
## AUTOREN
Bettina Gaus
## TAGS
Tagesschau
Moderator
Tagesschau
## ARTIKEL ZUM THEMA
Moderator und Korrespondent: Schreiber wird „Tagesschau“-Sprecher
Für seine Sendereihe „Marhaba – Ankommen in Deutschland“ erhielt er dies…
Jahr den Grimme-Preis. Nun wird Constantin Schreiber „Tagesschau“-Sprecher.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.