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# taz.de -- Berliner Szenen: Alte und neue Birnen
> Wie Waffeleisen
Als Reaktion auf die Wahl in Amerika bin ich endlich zu einem
Ökostromanbieter gewechselt und habe zudem meine erste Energiesparlampe
angeschafft (um dann festzustellen, dass sie zwar von einer deutschen Firma
kommt, aber „Made in PRC“ ist, also aus China stammt). Ich hatte ja vor
ihrem Verbot noch rechtzeitig zwei Dutzend 60-Watt-Birnen gehortet, um
möglichst lange nicht auf mein gewohntes Licht verzichten zu müssen, jetzt
kommen sie mir vor wie ein Schrank voller überflüssiger Waffeleisen.
Ich habe auch ungefähr eine Stunde nach einem Energieverbrauchsmessgerät
recherchiert, ohne mir aus den Kundenrezensionen im Internet ein Urteil
bilden zu können. Einen Kunden störte an einem Gerät die englische
Bezeichnung: „Wir sind hier in Deutschland!“ Manche schrieben lange
fachmännische Rezensionen; offenbar gibt es Männer, die viel Zeit damit
verbringen, zu Hause mit von der Arbeit ausgeborgten Profigeräten auf die
Kilowattstunde genau den Jahresstromverbrauch ihrer Festplatte bei
runtergefahrenem Computer zu messen.
Ich habe als Student auch immer meinen Zählerstand abgelesen und die
Ergebnisse sogar in eine Kurve auf Millimeterpapier übertragen, das ich
noch aus der Schule hatte. Im Winter stellte ich den Kühlschrank aus, weil
die Küche ohnehin unbeheizt war. Ich wollte um jeden Preis meine
Abschlagszahlung senken. Wenn am Ende des Jahres der Bescheid kam, und ich
der Bewag wieder 1–2 Mark im Monat abgerungen hatte, war das immer ein
Fest.
Weil ich ihre Einkaufsliste vergessen hatte, musste ich aus dem
Drogeriemarkt meine Freundin anrufen und habe dann doch nicht an die Oliven
gedacht. Die unbenutzte Einkaufsliste, die zu Hause noch in der Küche lag,
habe ich aufgehoben, es hatte ja Mühe gemacht, sie zu schreiben.
Jochen Schmidt
28 Nov 2016
## AUTOREN
Jochen Schmidt
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