# taz.de -- „Populisten aller Länder, vereinigt euch“ | |
> Debatte Im Bundestag zeigen sich Regierung und Grüne entsetzt über die | |
> US-Wahl – und über eine Schelte aus der Linkspartei | |
Bild: Harte Worte: Sahra Wagenknecht nannte die Politik der Bundesregierung „… | |
aus Berlin Valerie Höhne | |
Dem von Donald Trump propagierten Nationalismus hat Bundeskanzlerin Angela | |
Merkel am Mittwoch eine klare Absage erteilt. „Offenheit wird uns mehr | |
Sicherheit bringen als Abschottung“, sagte sie während der Generaldebatte | |
des Bundestags. Wie weitere PolitikerInnen der Großen Koalition und der | |
Grünen äußerte sie sich erschüttert über die Wahl des designierten | |
US-Präsidenten. | |
„Populismus und politische Extreme nehmen zu“, warnte Merkel. Die | |
Meinungsbildung erfolge heute anders als früher, vor allem durch das | |
Internet würden Falschnachrichten verbreitet. Sie wolle keine einfachen | |
Antworten finden, stattdessen wolle sie die Globalisierung gestalten. „Das | |
ist das, wofür ich werbe“, sagte die Bundeskanzlerin. Sie sei „nicht froh�… | |
darüber, dass das transpazifische Abkommen wahrscheinlich keine Realität | |
würde. Man müsse Lösungen finden, um Globalisierung „gerecht zu gestalten�… | |
Scharf attackierte Sahra Wagenknecht, Fraktionsvorsitzende der Linken, die | |
Bundesregierung. Deren „fatale Politik“ sei der Grund für die Spaltung | |
Europas. Der künftige US-Präsident Donald Trump habe „wirtschaftspolitisch | |
mehr drauf als Sie“. Er habe verstanden, „dass staatliche Industriepolitik | |
besser ist als billige Dienstleistungsjobs“. Der „American Dream“ sei auch | |
hierzulande längst ausgeträumt. „Das ist nicht das Ergebnis der Naturgewalt | |
Globalisierung, sondern politischer Entscheidungen“, sagte Wagenknecht. Sie | |
forderte, den Sozialstaat wiederherzustellen – sonst müsse man sich „den | |
Trumps und Le Pens“ nicht moralisch überlegen fühlen. | |
Das gefiel dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Thomas Oppermann überhaupt nicht. | |
Er sei überrascht, dass Wagenknecht dem künftigen Präsidenten etwas | |
abgewinnen könne. „Früher hieß es: Proletarier aller Länder, vereinigt | |
euch! Heute heißt es: Populisten aller Länder, vereinigt euch!“, sagte er, | |
„Ihre Antwort auf den Populismus von rechts ist mehr Populismus von links“. | |
Nach einem Bekenntnis zu Rot-Rot-Grün im Bund klang das nicht. | |
Die Trump-Wahl habe die westliche Welt erschüttert, sagte Oppermann. Der | |
Rassismus sei schon im Wahlkampf unerträglich gewesen, nun aber sei er zu | |
einer Gefahr geworden. An einem vereinten Europa sei Trump nicht | |
interessiert, schließlich habe er nach seiner Wahl als Erstes den | |
britischen Europafeind Nigel Farage getroffen. | |
Der Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter warnte vor einem Schub des | |
Nationalismus und der Ressentiments angesichts der Wahl Donald Trumps. Man | |
dürfe Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Homophobie keinen Platz lassen. | |
„Wir müssen uns gemeinsam den Demagogen, den Nationalisten und den | |
Autoritären entgegenstellen“, sagte er. | |
Es bräuchte eine sozial und ökologisch gerechte Globalisierung. Merkels | |
„Sie kennen mich“ werde im kommenden Jahr als Wahlkampfstrategie nicht mehr | |
funktionieren. Die Spaltung des Landes habe sie nicht stoppen können. „Sie | |
hatten zehn Jahre Zeit, fangen Sie doch wenigstens jetzt damit an“, | |
forderte der Fraktionschef der Grünen die Kanzlerin auf. Das wiederum klang | |
nicht danach, dass sich der Parteilinke 2017 ein schwarz-grünes Bündnis | |
ohne Weiteres vorstellen kann. | |
Meinung + Diskussion | |
24 Nov 2016 | |
## AUTOREN | |
Valerie Höhne | |
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