# taz.de -- Ausstellung kommt später | |
> Antisemitismus-Vorwurf | |
Islamwissenschaftler der Uni Göttingen wollen sich künftig verstärkt mit | |
Palästina und dem Nahost-Konflikt beschäftigen. Den Anfang sollte ab | |
Dienstag die Ausstellung „Die Nakba – Flucht und Vertreibung der | |
Palästinenser 1948“. Das löste so heftige Kritik aus, dass die Ausstellung | |
nun verschoben wird. | |
„Keine Bühne für Antisemitismus an der Uni Göttingen“, sagen etwa der | |
Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) und der Fachschaftsrat | |
Sozialwissenschaften (FSR) und lehnen die geplante Ausstellung des Vereins | |
„Flüchtlingskinder im Libanon“ ab. Die wurde schon in über 100 Städten | |
gezeigt und sorgte bereits für Streit: Mit der Begründung, die Ausstellung | |
laste „die Alleinverantwortung für die Vertreibung der Palästinenser den | |
Israelis an“, hatte beispielsweise die Stadt Freiburg die Ausstellung | |
abgesagt. An der Universität Göttingen ist sie nun auf Einladung der | |
Islamwissenschaftlerin Irene Schneider zu Gast, die diese Kritik offenbar | |
nicht teilt. | |
Mit Schneider waren die Sozialwissenschaftler in Göttingen schon oft | |
aneinandergeraten, hatten ihr eine einseitige Sicht auf den Nahost-Konflikt | |
vorgeworfen. Das Universitätspräsidium gibt sich davon unbeeindruckt: | |
„Palästina und der Nahost-Konflikt“ sei ein neuer Forschungsschwerpunkt an | |
Schneiders Institut, teilte die Pressestelle der Uni kürzlich mit. Die | |
Ausstellung solle den Auftakt machen, begleitet von der Veranstaltungsreihe | |
„Naher Osten, ferner Frieden“ – verantwortet von Schneider, dem Göttinger | |
Strafrechtler Kai Ambos und der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft | |
Göttingen. | |
Das hat den, aus verschiedensten linken Gruppen bestehenden Asta auf den | |
Plan gerufen. Der Asta kritisiert nicht nur die Ausstellung, sondern auch, | |
dass der Film „Gelobtes Land“ gezeigt werden soll. „Propaganda zulasten | |
Israels“ sei dieser, zumal dort durchgängig von Israelis als „Juden“ | |
gesprochen werde. Zwar sei auch der Publizist Rolf Verleger eingeladen, er | |
diene aber als „jüdischer Kronzeuge, um sich vom Vorwurf des Antisemitismus | |
freizusprechen“, so der Asta in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit dem | |
FSR. | |
Weil die Minderheit der Juden und Jüdinnen als kollektive Aggressoren | |
dargestellt werden, fordern AStA und FSR vom Universitätspräsidium, die | |
Veranstaltungen abzusagen. Absagen will die Uni nichts, denn nach Ansicht | |
von Uni-Sprecher Romas Bielke thematisiere die Ausstellung „die kolonialen | |
Wurzeln“ des Konflikts und in den Vorträgen gehe es um die „aktuellen | |
rechtlichen und politischen Probleme“ - Antisemitismusvorwürfe seien | |
haltlos. Dennoch: Die Veranstaltungen sollen nun eine Woche später | |
beginnen, um den Kritikern zu ermöglichen, auch ihre Position darzustellen. | |
HÖ | |
29 Oct 2016 | |
## AUTOREN | |
Christoph Höland | |
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