# taz.de -- Warteschlangen vor Hamburger Kundenzentren: Ausweis nur mit Warteze… | |
> Die Stadt hat in den Bürgerämtern zwar neue Stellen besetzt, Termine gibt | |
> es trotzdem keine. | |
Bild: Lange Schlange vor einem Berliner Bezirksamt: In Hamburg kriegt man monat… | |
HAMBURG taz | Hinter den Theken sind die MitarbeiterInnen überlastet, der | |
Krankenstand ist hoch. Vor den Theken beschweren sich die BürgerInnen über | |
lange Wartezeiten und Verzögerungen ihrer Termine. Wer einen neuen | |
Personalausweis, Pass oder andere offizielle Dokumente braucht, muss früher | |
oder später zum Bezirksamt. Und dann wird gewartet. | |
„Die Terminlage ist nach wie vor sehr angespannt“, sagt Rudolf Klüver, | |
Landesvorsitzender des Deutschen Beamtenbundes (DBB) – einer | |
Interessenvertretung für Beamte. Dabei hatte die Stadt schon 2014 die | |
Onlineterminvergabe eingeführt, um für kürzere Wartezeiten und schnellere | |
Bearbeitung zu sorgen. Aber auch damit bekommt man heute frühstens einen | |
Termin in zwei Monaten bei einem Bezirksamt. In vielen Kundenzentren sind | |
bereits alle Termine belegt. | |
Klüver kritisiert, das Onlinemanagement sei nicht hinreichend koordiniert. | |
Statt zu kürzeren Wartezeiten, führe es zu zusätzlicher Belastung der | |
ohnehin überforderten MitarbeiterInnen. | |
Eine ehemalige Bezirksamtsmitarbeiterin berichtete der taz, dass die | |
Behörde alle potenziell möglichen Termine per Onlineportal vergibt. | |
„Trotzdem kommt immer Spontankundschaft“, sagt die Ex-Mitarbeiterin, die | |
anonym bleiben möchte. „Auf beiden Seiten der Theke wurden die Menschen | |
außer Acht gelassen.“ | |
Das Problem liege ausschließlich im Personalmangel, sagt Klüver. Seit | |
biometrische Daten, wie Fingerabdrücke, erhoben würden, habe sich die | |
Bearbeitungszeit von Personalausweisen verdoppelt. „Bei der Umstellung ist | |
die Berechnung des höheren Personalbedarfs nicht mit eingeflossen.“ | |
Nachdem Anfang dieses Jahres rund ein Viertel der Stellen in Kundenzentren | |
unbesetzt blieben, konnte das verfügbare Personal den Arbeitsaufwand nicht | |
mehr bewältigen. Die Leiter der Bezirksämter haben sich damals bei Klüver | |
gemeldet, um medienwirksam auf die Probleme hinzuweisen. | |
„Die Bezirksämter sind sehenden Auges ins Verderben gelaufen“, sagt Klüve… | |
Um Kosten zu sparen, hätten die Ämter frei gewordene Stellen teilweise ein | |
halbes Jahr unbesetzt gelassen. „Im Sommer kam der große Aufschrei“, sagt | |
er. Der DBB forderte den Senat auf, vakante Stellen umgehend zu besetzen. | |
Jetzt sei das Personal da – und müsse ausgebildet werden. Dadurch | |
verzögerten sich die Bearbeitungszeiten in den Kundenzentren wiederum. „Im | |
Frühjahr 2017 können sie wieder Luft holen“, sagt Klüver. | |
John Siegel, Professor für Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften, rät | |
zur analytischen Untersuchung der Prozesse: „Die Bearbeitungszeit einzelner | |
Dienste muss kalkuliert werden, um den jeweiligen Personalbedarf zu | |
ermitteln.“ Dadurch könne bei kurzfristigem Mangel Personal aus anderen | |
Bereichen eingesetzt werden. Die Finanzbehörde müsse sich mit den Personal- | |
und Bezirksämtern zusammentun und die Gewerkschaften mit einbeziehen, um | |
den Mangel nachhaltig zu bekämpfen. | |
„Die Bedürfnisse der MitarbeiterInnen gehen oft unter, wenn ein Problem aus | |
der Managementperspektive betrachtet wird“, sagt er. Weiterhin müsse der | |
IT-Einsatz ausgebaut werden. Die papierlose Verwaltung komme nur schleppend | |
voran. | |
An potenziellem Nachwuchs mangelt es nicht – an der Hochschule für | |
Angewandte Wissenschaften sei jeder Studienplatz im Fach Public Management | |
überbucht: „Jedes Jahr bewerben sich über 1.000 NachwuchsbeamtInnen bei | |
uns“, sagt Siegel. | |
Neben dem hohen Arbeitsdruck hält DBB-Sprecher Klüver die geringe Bezahlung | |
der BeamtInnen für problematisch. Die Bezirksämter seien auf einem guten | |
Weg. „Aber es braucht nun 100 Prozent Personalausstattung, um die | |
angespannte Lage bis 2017 zu entschärfen.“ | |
27 Sep 2016 | |
## AUTOREN | |
Hannes Vater | |
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