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# taz.de -- Die Werbepause: AfDler haben keine Lieder
Bild: Unterlegt mit Sturmgetöse-Sounds
Bunte Brillen und unheimliches Rauschen: Die AfD hat am Montag ihren
Werbespot für die Berliner Abgeordnetenhauswahlen präsentiert. Die Partei
versucht darin, hip und jung zu wirken – so wie der Berliner das mag. Was
fehlt, ist die Musik.
Der Spot beginnt mit einer geschriebenen Ansage der AfD auf schwarzem
Hintergrund: „Wir werden gezwungen, diesen Wahlspot ohne Musik zu senden.
Kein deutscher Verlag ist bereit, der AfD Musikrechte zu verkaufen.“
Daraufhin folgen die Aufnahmen verschiedener Personen in bunten
Sonnenbrillen. Die Farbe der Brille verrät die politische Neigung:
AfD-Anhänger haben den „blauen Durchblick“. Diejenigen, denen der noch
fehlt, tragen andere Farben. Der Karl-Marx-Statue des Marx-Engels-Forums
wird eine rote Sonnenbrille aufgesetzt. „Er dachte ihn zu haben“, titelt
der Spot dazu. Die Hauptmann-Köpenick-Statue am Köpenicker Rathaus trägt
eine blaue Brille. „Er hätte ihn gehabt“, verkündet eine Einblendung.
Befremdlich ist, dass der einzige Schwarze in dem Werbeclip den Durchblick
nicht hat und eine gelbe Brille trägt. Noch viel befremdlicher ist das
Rauschen im Hintergrund, das nach heftigen Sturmböen klingt. Was beim
Ansehen eher bedrohlich wirkt als wählbar.
Nicht zum ersten Mal erklärt die AfD ihre Theorie des Durchblicks anhand
dieses Werbespots. Schon am 17. August veröffentlichte die Partei den
selben Clip, damals noch unterlegt mit dem Lied „Lone Digger“ der Pariser
Elektroswing-Band Caravan Palace. Tags drauf verschwand der Film von der
AfD-Seite. Der RBB strahlte die Werbung jedoch aus. Ein Politik-Blog sah
das und fragte im Umfeld der Band nach. Dort war man darüber bestürzt, ihr
Label Warner/Chappell ließ den AfD-Spot auf YouTube löschen.
Was die AfD beim Versuch, hip zu wirken, vergessen hat, ist, dass Musik
freundlich wirkt. Anders als Unwetter. Und dass bunte Brillen aus gutem
Grund nur zu Gigi D’Agostinos Zeiten cool waren.
Bei wie vielen Labels die AfD um Rechte für die musikalische Untermalung
des Spots gebeten hat, gab die Partei nicht bekannt.
Anastasia Hammerschmied
7 Sep 2016
## AUTOREN
Anastasia Hammerschmied
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