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# taz.de -- Portrait: Die Kurzzeit-Tierretterin
Bild: Hat aufgegeben: Ex-Tierheimleiterin Stephanie Uhde
Zehn Tage. Dann war Schluss. Länger wollte die Kieler Tierärztin Stephanie
Uhde nicht für das Tierheim in Neumünster verantwortlich sein. Am 10.
September kündigte die Leiterin der Einrichtung.
Dabei war Uhde vom Tierschutzverein Neumünster für ein großes Projekt
eingestellt worden: Sie sollte das Tierheim schließen und die
Wiedereröffnung planen. Denn am 3. August hatte die Stadt beschlossen, dass
das Tierheim in seiner jetzigen Form nicht weiter bestehen kann. Das
Personal sei nicht richtig ausgebildet, die Hygiene mangelhaft. Das
bestätigte der Sprecher der Stadt Neumünster, Stephan Beitz, der taz.
Die 42-jährige Tierärztin bot ihre Hilfe beim Wiederaufbau an.
Veterinärmedizin studiert hat Uhde in Budapest und Hannover. Schon seit
2007 engagiert sie sich in der Tierärztekammer Schleswig-Holstein. Damals
zog sie mit ihrem Mann und den beiden Töchtern nach Kiel.
Anfang September trat sie ihren Dienst in dem Tierheim in Neumünster an –
und sei „erschrocken“ darüber gewesen, „wie einige die Augen vor der
Realität verschließen“, erinnert sie sich. Der Innenhof sei vollkommen
vermüllt gewesen, in den Ecken habe verschimmeltes Katzenstreu gelegen und
in einer Tiefkühltruhe habe sie fünf Tierkadaver entdeckt, berichtet sie.
Die Mitarbeiter seien zwar bemüht, hätten aber keine fachliche Ausbildung
in der Tierpflege, sagt Uhde. Ihre Beobachtungen bestätigen die Kritik der
Stadterwaltung. Doch zusätzlich hätten die Mitarbeiter ihre Anweisungen oft
nicht befolgt und ihre Kompetenz infrage gestellt, sagt Uhde.
Der Vorstand des Tierheims äußerte sich zu diesen Vorwürfen bis
Redakionsschluss nicht. Dabei berichtet Uhde noch von weiteren Eindrücken
aus ihrer kurzen Dienstzeit: Dass die Futternäpfe für freilaufende Katzen
auf dem Hof gestanden hätten, habe Ratten und Ungeziefer angezogen. Die
möglicherweise infizierten Katzen seien immer in den Gehegen der anderen
Tiere herumgelaufen – das habe die Infektionsgefahr stark erhöht. Um eine
Seuche zu verhindern, ordnete Uhde an, die Katzen einzufangen – einige
Mitarbeiter widersetzten sich.
Zudem habe ein Mitglied des Vereinsvorstands die Mitarbeiter stark unter
Druck gesetzt und mit Kündigung gedroht, kritisiert Uhde. Sie habe
gekündigt, weil sie dieses Verhalten nicht hinnehmen wollte. „Und ich
wollte durch die Missstände in dem Tierheim nicht meinen Ruf schädigen.“
Vier Tage nach Uhdes Kündigung wurde das Heim geschlossen. Die Tiere hat
die Tierärztin noch während ihrer Amtszeit in anderen Einrichtungen
untergebracht. Dass das Heim bald wieder öffnet, ist laut Stadtsprecher
Stephan Beitz noch nicht absehbar.
Über die kurze Zusammenarbeit mit der Kieler Tierärztin ist er trotz ihrer
massiven Kritik glücklich: „Sie hat das Tierheim auf einen guten Weg
gebracht.“ Sie selbst hat zwar das Amt niedergelegt, will den Tierschutz
aber weiterhin unterstützen – und auch den Aufbau des neuen Heims, wenn der
Verein Hilfe brauche. Johanna von Criegern
16 Sep 2016
## AUTOREN
Johanna von Criegern
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