# taz.de -- Autohersteller sitzen Dieselskandal aus | |
> Luft Seit einem Jahr ist bekannt, dass VW Software zur Abgasmessung | |
> manipuliert hat. Na und? | |
BERLIN taz | Vor einem Jahr sah es aus, als komme der Dieselmotor ins | |
Stocken. Da erfuhr die Öffentlichkeit nicht nur, was in der Branche längst | |
klar war: Viele Fahrzeuge stoßen im Alltag auf der Straße mehr Stickoxide | |
aus, als die gesetzlichen Vorschriften erlauben und die offiziellen Tests | |
vorgaukeln. Neu war vor allem, dass die US-Umweltbehörde EPA deshalb | |
konkret wegen illegaler Abschalteinrichtungen bei elf Millionen | |
VW-Dieselfahrzeugen ermittelte. Jetzt geht es darum, den Skandal | |
aufzuarbeiten. In einem Untersuchungsausschuss des Bundestags wird der | |
Skandal analysiert, auch die EU-Kommission kündigte ein härteres Vorgehen | |
gegen VW an. | |
Trotzdem bilanzierte der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe | |
(DUH), Jürgen Resch, am Mittwoch nüchtern: „Die Automobilindustrie | |
produziert munter weiter Fahrzeuge mit Abschalteinrichtungen und die | |
Politik schaut zu.“ | |
Die DUH unternimmt seit Jahren gemeinsam mit dem Verkehrsexperten Axel | |
Friedrichs eigene Abgasmessungen, um die Angaben der Hersteller zu | |
kontrollieren. Friedrichs bestätigt, dass Fahrzeuge aller namhaften | |
Hersteller die Grenzwerte weiterhin überschreiten – teilweise um das | |
Fünfundzwanzigfache. | |
In einem Test hatte die DUH 36 Dieselfahrzeuge überprüft, nur drei | |
Fahrzeuge hielten sich an die gesetzlichen Vorgaben. Zudem schaltete sich | |
die Abgasreinigung ab einer gewissen Temperatur ab. Tatsächlich sei die | |
Anlage so zu 90 Prozent der Betriebszeiten gar nicht aktiv, so die Tester. | |
Die Pläne des Verkehrsministeriums, bei der Nachbesserung zu erlauben, dass | |
die Abgasreinigung nur unter 5 Grad Außentemperatur funktionieren muss, | |
hält die DUH deshalb für eine Verletzung des EU-Rechts. Sollten Hersteller | |
nicht verpflichtet werden, eine Abgasreinigung bei allen Temperaturen zu | |
gewährleisten, will Resch klagen. | |
Reschs Kritik nach dem Skandal richtet sich überhaupt vor allem gegen die | |
Politik. Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) habe „einseitig Partei | |
ergriffen“, Abmachungen zwischen der Politik und den Autoherstellern seien | |
nicht transparent einzusehen. | |
Resch fordert ein härteres Vorgehen gegen die Automobilindustrie. | |
Schließlich zeige der Dieselskandal „Züge einer organisierten | |
Kriminalität“. Konkret müsse die Bundesregierung Autos, bei denen die | |
Abgasreinigung nicht bei allen Temperaturen funktioniere, amtlich | |
zurückrufen. Jonas Achorner | |
15 Sep 2016 | |
## AUTOREN | |
Jonas Achorner | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |