# taz.de -- heute in hamburg: „Zum Militär gezwungen“ | |
> Flucht Warum Eritreer zu uns kommen und was sich für sie ändern muss, | |
> erklärt Mussie Habte | |
taz: Herr Habte, warum wollen Sie auf die Flüchtlinge aus Eritrea | |
aufmerksam machen? | |
Mussie Habte: Weil gerade viele, überwiegend junge Menschen aus Eritrea | |
fliehen und nur wenig über die Ursachen berichtet wird. | |
Wovor fliehen sie? | |
Zwischen Eritrea und Äthiopien gibt es seit Jahren militärische | |
Auseinandersetzungen. Das hat zur Folge, dass der Staat junge Menschen für | |
einen sehr niedrigen Lohn zum Militärdienst zwingt. Seit 1994 nimmt das | |
kein Ende. Aber auch anderen Angestellten des Staates ergeht es nicht | |
besser. Die jungen Menschen haben keine Hoffnung auf eine Besserung, ihr | |
Gehalt gibt ihnen keine vernünftige Lebensgrundlage. | |
Betrifft dieses Problem die Älteren denn nicht? | |
Der Militärdienst beginnt für Männer und Frauen ab 18 Jahren. Deswegen | |
fliehen sie, wenn sie jung sind. Und wenn wir uns einmal deutlich machen, | |
welchen Fluchtweg sie auf sich nehmen müssen, verstehen wir es noch besser: | |
illegal über die Grenze, dann durch die Sahara und über das Mittelmeer nach | |
Europa. Um das zu überleben, muss man im vollen Besitz seiner Kräfte sein. | |
Warum ist für sie gerade Deutschland so anziehend? | |
Menschen flüchten dorthin, wo sie Freunde und Verwandte haben. Außerdem ist | |
bei uns die Anerkennungsquote für eritreische Flüchtlinge sehr hoch. | |
Sind sie denn hier vor Verfolgung sicher? | |
Ich denke schon. Einige sagen zwar, dass der eritreische Staat hier Spitzel | |
hat, aber dazu kenne ich keine fundierten Beweise. | |
Können deutsche und europäische Politiker den Menschen in Eritrea helfen? | |
Wir müssen mit der Regierung reden. Erst dann kann ihr klar werden, was | |
sich ändern muss. Die deutsche Regierung versucht schon, eine | |
wirtschaftliche Zusammenarbeit in Gang zu bringen. So können wir vielleicht | |
Druck auf die Regierung ausüben, dass sie etwas ändert. | |
Aber die eritreische Regierung hat ihre Versprechen schon oft nicht | |
gehalten. | |
Umso wichtiger ist es, die Gespräche nicht abbrechen zu lassen. | |
Ist das Problem bei uns präsent genug? | |
Nein. Dadurch, dass Eritrea sich selber isoliert , wissen wir kaum, was | |
dort wirklich passiert. | |
Interview Johanna von Criegern | |
Film- und Diskussion „Eritrea, das vergessene Land – Politische Situation | |
und Fluchtgründe“: 17 Uhr, Staats- und Universitätsbibliothek, | |
Von-Melle-Park 3, Vortragssaal | |
9 Sep 2016 | |
## AUTOREN | |
Johanna von Criegern | |
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