# taz.de -- Jagd auf Warlord wird beendet | |
> Uganda Die Armee will aufhören, in der Zentralafrikanischen Republik den | |
> berüchtigten LRA-Führer Joseph Kony zu suchen. Die Terrortruppe ist in | |
> jüngster Zeit wieder verstärkt in Erscheinung getreten | |
Bild: Eines der wenigen Bilder von Joseph Kony, hier bei einer Pressekonferenz … | |
aus Kampala Simone Schlindwein | |
Ugandas Armee beendet vorerst die Jagd nach ihrem Staatsfeind Nummer Eins: | |
Joseph Kony, berüchtigter Anführer der Rebellenarmee LRA (Widerstandsarmee | |
des Herren). Der seit fast elf Jahren per Haftbefehl vom Internationalen | |
Strafgerichtshof Gesuchte gilt als einer der brutalsten Kriegsherrn | |
Afrikas. | |
„Bis Jahresende werden wir uns aus der Operation zurückziehen“, erklärt | |
Ugandas Armeesprecher Oberst Paddy Ankunda der taz. Die LRA sei keine | |
Bedrohung mehr für Uganda. | |
Die einst in Norduganda entstandene Miliz hatte sich 2005 im Zuge | |
langwieriger Friedensverhandlungen in die Nachbarländer zurückgezogen: | |
zuerst in den Südsudan, dann in die Demokratische Republik Kongo. Als die | |
Verhandlungen scheiterten, bombardierte Ugandas Armee (UPDF) mit | |
Kampfhubschraubern Konys Versteck im Garamba-Nationalpark im Kongo östlich | |
von Dungu. | |
Kony floh mit den meisten Kämpfern in die Zentralafrikanischen Republik. Er | |
versteckt sich seit 2010 unter sudanesischem Schutz in der sudanesischen | |
Enklave Kafia Kingi nahe der Grenze zu Zentralafrika und Südsudan. | |
Fast eine halbe Million Menschen wurden mittlerweile in der Grenzregion | |
vertrieben, über 2.000 massakriert und Abertausende Kinder entführt, um die | |
Jungen zu Kämpfern auszubilden, die Mädchen als Sexsklavinnen zu halten. | |
Seit acht Jahren jagen zwei Bataillone ugandischer Spezialeinheiten die LRA | |
über drei Ländergrenzen hinweg. Doch die Operation vom Ort Obo aus, in | |
unwegsamem Gelände über 1.000 Kilometer von der Heimat entfernt, sei | |
kostspielig, sagt Ugandas Armeesprecher: „Mit Ausnahme der USA hat die Welt | |
uns im Stich gelassen.“ | |
Seit 2011 unterstützen US-Spezialeinheiten die UPDF in der | |
Zentralafrikanischen Republik mit rund 200 Soldaten, Logistik und | |
Aufklärung. 2012 wurde die Operation unter Mandat der Afrikanischen Union | |
(AU) gestellt, eine regionale Eingreiftruppe von 5.000 Mann beschlossen. | |
Die Armeen Südsudans und der Zentralafrikanischen Republik sollten | |
mitmachen – doch dann brach in beiden Ländern Bürgerkrieg aus. Faktisch | |
schulterte Uganda die Operation also alleine, mit Soldaten, Flugzeugen, | |
Benzin, Lebensmittelrationen.Dies schade langfristig Ugandas Wirtschaft, so | |
Ankunda. Auch Ugandas Rückzug aus der AU-Mission in Somalia (AMISOM), die | |
gegen Islamisten kämpft, stünde Ende 2018 an. | |
„Der UPDF-Abzug bedeutet ein Sicherheitsrisiko für die lokale Bevölkerung�… | |
warnt gegenüber der taz Paul Ronan, Gründer der US-Organisation „Resolve“, | |
die die LRA-Verbrechen systematisch katalogisiert. Er hat jüngst mehrfach | |
das LRA-Gebiet im Osten der Zentralafrikanischen Republik besucht. Die | |
UPDF-Truppen seien wichtig für den Schutz der Bevölkerung, resümiert er. | |
Die LRA habe im ersten Halbjahr 2016 über 340 Menschen entführt, weit mehr | |
als im ganzen Jahr 2015. Darunter seien 69 Jungen, die als Kämpfer | |
trainiert werden, so Ronan. | |
Der US-Amerikaner hat mit fahnenflüchtigen LRA-Kämpfern gesprochen „Diese | |
erklärten, Kony habe an seine Truppen Befehle gegeben, gezielt Jungen zu | |
entführen, um eine neue Generation von Kämpfern auszubilden“, berichtet er. | |
Die USA setzten im August Konys Söhne auf die US-Sanktionsliste. Sie gelten | |
als seine Nachfolger. Laut Ronan ist die LRA bei weitem keine sterbende | |
Kraft, im Gegenteil. | |
Ugandas Armeesprecher sieht die UN in der Pflicht. Die im Westen des Landes | |
stationierten Blauhelme der UN-Mission in Zentralafrika (MINUSCA) müssten | |
auch in den LRA-Gebieten Sicherheit herstellen, so Ankunda: „Es ist Zeit, | |
dass die internationale Gemeinschaft Verantwortung übernimmt.“ | |
Dazu kommt: Beim Krieg im Südsudan unterstützt Uganda die Regierung von | |
Präsident Salva Kiir. Ugandas Spezialeinheiten müssen ihre Kapazitäten | |
bündeln, statt an mehreren Fronten außerhalb der Landesgrenzen zu kämpfen. | |
6 Sep 2016 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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