# taz.de -- Angeblich wirtschaftliche Gründe | |
> Rechtsstreit Nach dem Putschversuch in der Türkei entließ Turkish | |
> Airlines Mitarbeiter in Deutschland | |
BERLIN taz | Am Freitag geht der Rechtsstreit in die nächste Runde: Ramazan | |
D. kämpft vor dem Berliner Arbeitsgericht gegen seine Kündigung und | |
Freistellung. Mehr als 10 Jahre hat er für Turkish Airlines gearbeitet, | |
zuletzt als „Sales Manager“. | |
Nach dem gescheiterten Putschversuch Mitte Juli hat das halbstaatliche | |
Unternehmen mehr als 210 Mitarbeiter entlassen. Die Zentrale in Istanbul | |
begründete das unter anderem mit angeblichen Verbindungen zur | |
Gülen-Bewegung. Nach Darstellung von D. sei er ebenfalls zum Opfer der | |
„Säuberung“ geworden – obwohl er nicht in der Türkei, sondern in einer | |
Direktion in Deutschland angestellt war. In einem Telefonat habe ihm das | |
Management Nähe zu Gülen vorgeworfen. | |
Rechtsanwalt Holger Strahl, der Turkish Airlines vertritt, weist das als | |
„diffamierende Unterstellung“ zurück. Kündigung und Freistellung von D. | |
hätten „keine politischen, sondern ausschließlich wirtschaftliche Gründe�… | |
Nach Terroranschlägen und dem Putschversuch rechne das Unternehmen für das | |
zweite Quartal 2016 mit „Rekordverlusten“ von knapp 200 Millionen Euro. | |
Daher sei es laut Stahl in den letzten Wochen zu knapp 20 Kündigungen in | |
Deutschland gekommen. | |
Drei Gekündigte klagen dagegen vor dem Berliner Arbeitsgericht. D. geht | |
zudem gegen seine Freistellung vor. Denn vor dem Hintergrund der | |
„Säuberungen“ sei er in der türkischen Community als Verräter gebrandmar… | |
worden und sieht sich in Gefahr. Um seinen Ruf zu rehabilitieren, müsse er | |
weiterbeschäftigt werden. | |
Sein Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen die Freistellung | |
wurde jedoch in einem Eilverfahren am Mittwoch durch das Arbeitsgericht | |
Berlin zurückgewiesen. Nach D.s Arbeitsvertrag sei die Freistellung formal | |
korrekt und „nicht offensichtlich unbegründet“, sagte Richter Martin | |
Steinmetz. Zudem gebe es „keinen Nachweis für eine konkrete Gefährdung“ | |
D.s. | |
Die Frage, ob die Kündigung auch politische Gründe hatte, wurde im | |
Eilverfahren nicht beantwortet und soll ab Freitag in einem von der | |
gestrigen Verhandlung unabhängigen Kündigungsschutzverfahren geklärt | |
werden. Minh Schredle | |
1 Sep 2016 | |
## AUTOREN | |
Minh Schredle | |
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