# taz.de -- Ein „Gutes-Beispiel-Projekt“ | |
> Panter Preis 2015 Die Boxtrainerin Lina Schönfeld gewann 2015 den | |
> Jury-Preis für ihre Arbeit mit Geflüchteten in Braunschweig. Was wurde | |
> aus ihr? | |
Bild: Jugendliche aus dem Schönfeld-Boxtraining, hier beim Evangelischen Lande… | |
Boxen, dabei schwitzen und den Alltag vergessen: Mit ihrer Idee, ein | |
kostenloses Boxtraining für Geflüchtete aufzubauen, erhielt Lina Schönfeld | |
voriges Jahr den taz Panter Preis der Jury. Seit Februar 2015 trainiert sie | |
Geflüchtete an den Sandsäcken. Die 29-Jährige sorgt dafür, dass sie im | |
Braunschweiger Box-Club 72, in dem sie selber boxt, ihr eigenes Training | |
haben. Außerdem hilft sie ihren „Jungs“ bei Bewerbungen und ist in Kontakt | |
mit Behörden und Initiativen. | |
Nach der Freude über den Preis wurde es freilich schwierig für ihr | |
Boxprojekt. „Unser Jahr ging mit gemischten Gefühlen zu Ende“, resümiert | |
Schönfeld. Wie an vielen Orten in Deutschland funktionierte auch die Stadt | |
Braunschweig Sporthallen zu Flüchtlingsunterkünften um. Die Halle, den der | |
BC 72 nutzt, wurde ebenfalls umgebaut. Der Raum, in dem Schönfelds Training | |
für Geflüchtete stattfindet, blieb zwar verschont, aber als auch die | |
regulären Trainings dorthin verlegt wurden, gab es Platz- und Zeitprobleme. | |
Die Boxerin ärgert sich: „Dann werden gerade uns, die wir zur Integration | |
beitragen können, diese Möglichkeiten genommen.“ | |
Trotz Wohnungsknappheit gebe es andere Möglichkeiten, Geflüchtete | |
unterzubringen. „Es ist ja nicht so, dass Braunschweig oder Deutschland | |
einfach von Flüchtlingen überrumpelt wurde.“ Vorhersehbar sei es doch | |
gewesen, dass mehr Menschen kommen würden, meint Schönfeld. | |
Weil der richtige Ort zum Trainieren fehlt, konnte sie ihre Ideen bisher | |
nicht in jeder Hinsicht umsetzen. Eigentlich sollten ihre Schützlinge, wenn | |
sie technisch fitter sind, im regulären Vereinstraining mitmachen. Wegen | |
der allzu kleinen Halle war das nicht möglich. Immerhin zwei ihrer Zöglinge | |
machen nun bei den Arrivierten mit. Aber: Wegen der Kapazitätsprobleme | |
konnte sie auch die geplante Frauengruppe noch nicht gründen. Sie will | |
nämlich auch geflüchtete Frauen fürs Boxen begeistern. | |
Trotzdem gibt es erbauliche Neuigkeiten. Immer wieder kommen Neue dazu. | |
Zurzeit würden vor allem geflüchtete Minderjährige trainieren. Das liegt | |
auch daran, dass die Boxerin weiterhin mit den Jugendschutzhäusern | |
kooperiert. Auch andere Freiwilligeninitiativen vermitteln neu Angekommene | |
an Schönfelds Projekt. Und von denen, die zu Beginn dabei waren, machen | |
inzwischen viele eine Ausbildung oder haben Arbeit gefunden. | |
Von dem Preisgeld hat der Verein neue Ausrüstung wie Boxhandschuhe und | |
Springseile anschaffen können. Ein Teil des Preisgeldes ging nach Gulu in | |
Uganda. Dort unterstützt Lina Schönfeld den Gulu Boxing Club 07, den sie | |
während ihres Forschungssemesters im Studium mit aufbaute und dort boxte. | |
Von dem Geld wurden unter anderem die Turnhalle renoviert und deren Fenster | |
verglast. | |
Auch in Braunschweig hat sich etwas getan. Dort entstand das Netzwerk | |
„Sport für Flüchtlinge“. Die Sportvereine wollen gemeinsam Angebote für | |
Geflüchtete schaffen. Schönfeld und Co-Trainer Alan Kantemirov nehmen daran | |
teil und wurden als „Gutes-Beispiel-Projekt“ vorgestellt. „Auch wenn sich | |
das Projekt unter den gegebenen Umständen nicht stark vergrößern konnte, | |
hat es eine Vorreiterrolle“, sagt Schönfeld. Marion Bergermann | |
27 Aug 2016 | |
## AUTOREN | |
Marion Bergermann | |
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