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# taz.de -- Der neue Firmenwagen
> Mobil Seit 2012 genießen auch Diensträder Steuervorteile. Seitden boomt
> der Markt für Leasingräder
Bild: Wenn der Boss mitzahlt
BERLIN taz | Mit Anzug oder Bluse auf den Sattel: Jobpendler auf dem Rad
sind besonders auf dem Land noch selten. Doch die Zahl der Fahrradler zur
Arbeit wächst. Seit 2012 genießen auch Diensträder Steuervorteile. Deshalb
rollen immer mehr Leasingrad-Anbieter auf den Markt. Mittlerweile gibt es
bundesweit über zehn Unternehmen. Sie bieten Arbeitnehmern und
Selbstständigen Finanzierungskonzepte an, mit denen Fahrräder in
monatlichen Raten abbezahlt werden können.
Der Marktführer in Deutschland ist „Leaserad“. Das Unternehmen begann mit
sieben Mitarbeitern und wurde über eine Crowd-Founding-Plattform im
Internet mitfinanziert. Inzwischen beschäftigt Jobrad 70 Personen.
Die Konzepte der Anbieter sind ähnlich: Auf Flyern mit Anzugsmännern auf
Rädern zeigen sie, warum Dienstfahrräder der neue Firmenwagen sind:
Steuervorteile, Fitness, mehr Freizeit und Umweltverantwortung. Wie das
funktioniert? Die Arbeitnehmer verzichten auf einen Teil ihres Gehalts, der
Arbeitgeber übernimmt die monatliche Rate für Fahrrad oder E-Bike in Höhe
des Gehaltsverzichts. Das Konzept heißt Lohnumwandlung. Dabei spart der
Arbeitgeber Lohnnebenkosten und der Arbeitnehmer Steuern.
Das Rad wird so zwischen 20 und 60 Prozent günstiger als beim Direktkauf.
Je teurer das Rad und je höher das Einkommen, desto größer die Sparquote.
Das Unternehmen kann das Rad oft zum Nettopreis kaufen, nach dem sich die
Leasingrate berechnet. „Wir haben viele Selbstständige als Kunden, wie
Steuerberater, Rechtsanwälte und Zahnärzte“, sagt Jana Wälchli vom Anbieter
„Bikeleasing“. Auch viele Gärtner, Bäcker und Pflegedienste würden ihre
Diensträder so abbezahlen.
Bei manchen Anbietern ist der Radbesitzer während der Vertragslaufzeit für
Reparaturen zuständig. Andere bieten auch einen Versicherungsschutz an.
Nach Ablauf der Leasingverträge können die Räder oft zum Restwert von 10
Prozent vom Arbeitnehmer gekauft werden.
Doch nicht alle radeln mit: Das Angebot kann zum Beispiel nicht von
Angestellten des öffentlichen Dienst genutzt werden. In den Tarifverträgen
von Verdi und IG Metall ist festgelegt, dass der Gehaltsanspruch nicht in
Sachauszahlungen umgewandelt werden kann. Daran soll sich auch in Zukunft
nichts ändern. „Wir werden uns nicht an Steuermodellen beteiligen, bei
denen Fahrradverkäufer ihre teuren Produkte verhökern können“, sagt
Verdi-Sprecher Günter Isemeyer. Steuerabgaben seien für das Solidarsystem
wichtig, und es sei der falsche Weg, durch Lohnumwandlung
Steuereinsparungen für teure Räder zu ermöglichen.
Die Nachfrage ist trotz der Kritik groß: 2.000 Firmen wie IBM, Weleda oder
die Commerzbank bieten Jobräder an. Für die Arbeitgeber entstehen keine
Zusatzkosten, weil sie sich nicht an der Finanzierung beteiligen. „Wir
leisten einen kleinen Beitrag zum Umweltschutz und machen uns als
Arbeitgeber attraktiver“, sagt Maurice Farrouh, Sprecher der Commerzbank.
600 der 39.000 Commerzbanker nutzten das Angebot.
In Berlin bieten die Stadtreinigungsbetriebe BSR sogar ein eigenes
Radprogramm für Mitarbeiter an. Dabei können Radler Sachpreise gewinnen und
in Radgeschäften Gratis-Sicherheitschecks durchführen lassen. Es gibt auch
Diensträder für die Beschäftigten – und für die Zukunft ist sogar ein
Straßenreinigungsfahrrad geplant.
Sara Mierzwa
18 Jul 2016
## AUTOREN
Sara Mierzwa
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