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# taz.de -- „Es betrifft immer alle“
> Klimawoche Klimaforscher Mojib Latif über die Klimaerwärmung in
> Norddeutschland
taz: Herr Latif, warum verändert sich das norddeutsche Klima zurzeit?
Mojib Latif: Das hängt davon ab, welchen Zeitraum Sie betrachten. Das Klima
verändert sich immer, aber vor allem durch den Menschen hat es sich in den
vergangenen 100 Jahren erwärmt. Wir blasen immer mehr Treibhausgase in die
Atmosphäre, die sich überall auf der Erde verteilen.
Welche Auswirkungen hat das auf die Natur?
Im Detail können wir das nicht vorhersagen, dafür sind die biologischen
Systeme zu komplex. Beispielsweise werden Wetterextreme wie Starkregen
häufiger. Klar ist auch, dass die Temperaturen und die Meeresspiegel
ansteigen. In den letzten 100 Jahren ist der Meeresspiegel an der Nordsee
um 20 Zentimeter angestiegen.
Was können die Bewohner an den Küsten tun?
Sie können die Deiche höher bauen, aber das geht auch nur bis zu einem
bestimmten Maß. Wenn es keinen ernsthaften Klimaschutz gibt, dann kann der
Meeresspiegel über die Jahrhunderte um mehrere Meter ansteigen. Deiche
können uns davor nicht mehr schützen.
Also ist die Klimaerwärmung auch für Menschen gefährlich?
Ja, wie zum Beispiel bei Hitzeperioden. Wenn es dauerhaft deutlich über 30
Grad warm ist, schadet das dem Körper. Wir sehen immer wieder, dass dann
viele Menschen sterben.
Was können wir tun?
Kurzfristig wenig. Aber es wäre wichtig, den Ausstoß von Treibhausgasen zu
reduzieren. Das muss weltweit passieren. Es ist egal, wo die Gase in die
Luft gelangen: Es betrifft immer alle. Voriges Jahr haben die Vereinten
Nationen auf der Pariser Klimakonferenz beschlossen, die Erderwärmung auf
unter zwei Grad zu begrenzen. Jetzt müssen den Worten auch Taten folgen.
Demnach tut die Politik zu wenig?
Natürlich. Das Thema ist seit Anfang der 1990er-Jahre auf der politischen
Agenda. Im gleichen Zeitraum stieg der weltweite Ausstoß von
Kohlenstoffdioxid um 60 Prozent. Weiter können Anspruch und Wirklichkeit
nicht auseinanderliegen. Aber auch die Bürger sollten nicht immer auf die
Politik schimpfen, sondern selbst etwas tun: Energie sparen und öffentliche
Verkehrsmittel nutzen.
Welche Ziele sind für die nähere Zukunft realistisch?
Bis 2050 könnten wir in Norddeutschland kein Kohlenstoffdioxid mehr
ausstoßen, wenn die Politik es wirklich will.
Ist das Problem überhaupt präsent genug?
Nein. Das Klima reagiert mit Zeitverzögerung. Deswegen merken wir noch
nicht die schlimmen Veränderungen. Färbte sich der Himmel auf einmal rot,
würden wir sofort reagieren. Aber diese Bedrohung ist nicht da. Das wiegt
uns in scheinbarer Sicherheit.
INTERVIEW: Johanna von Criegern
Die achte Hamburger Klimawoche vom 25. September bis 2. Oktober bietet
Vorträge, Diskussionen und Veranstaltungen mit Experten wie Mojib Latif.
Infos: www.klimawoche.de
13 Aug 2016
## AUTOREN
Johanna von Criegern
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