# taz.de -- Trumps erfolgreiche Selbstdemontage | |
> US-Präsidentschaft Der Baulöwe lässt im Wahlkampf keinen Fettnapf aus und | |
> löst damit bei den Republikanern wachsende Sorgen und Absetzbewegungen | |
> aus. Unterstützer aus der Wirtschaft kündigen die Gefolgschaft auf | |
Bild: Wenigstens die Familie hält noch zu ihm: Trump im Kreis seiner Lieben be… | |
Aus Washington Frank Herrmann | |
In diesem Tagen sieht es fast so aus, als hätten die Gedankenspiele der | |
desillusionierten Publicity-Expertin ins Schwarze getroffen. Fast wirkt es | |
so, als demontiere der Baulöwe Donald Trump seine eigene Kampagne zur | |
US-Präsidentschaft, als suche er nach einem Ausweg, um sich aus dem Duell | |
ums Weiße Haus verabschieden zu können. | |
Joe Scarborough, einst konservativer Kongressabgeordneter, heute Moderator | |
des Nachrichtenkanals MSNBC, hält das Ausstiegsszenario für denkbar. Die | |
Art, wie sich Trump verhalte, seit ihn vor zwei Wochen der Wahlkonvent in | |
Cleveland offiziell nominiert hat, lasse keinerlei Rationalität erkennen. | |
„Es ist, als wollte er sich selbst in die Luft jagen.“ | |
Vorausgegangen war die Fehde Trumps mit Khizr und Ghazala Khan, den Eltern | |
eines im Irak gefallenen US-Soldaten muslimischen Glaubens, bei der Trump | |
die Veteranenverbände gegen sich aufbrachte. Es folgten Kommentare des | |
US-Präsidentschaftskandidaten, die den Schluss nahelegten, dass er die | |
russische Intervention auf der Krim billigt. Dann hieß es, Trump habe bei | |
einer Debatte naiv nachgefragt, warum die USA ihre Atomwaffen nicht | |
einsetzten, wenn sie schon solche besäßen. Schließlich leistete sich der | |
Kandidat einen kleingeistigen Racheakt gegenüber Paul Ryan, dem Sprecher | |
des Repräsentantenhauses. Ryan tritt nächste Woche in Wisconsin zu einer | |
Primary gegen einen obskuren Herausforderer an, und Trump weigert sich | |
demonstrativ, ihn zur Wahl zu empfehlen. Das bringt „The Donald“ einmal | |
mehr auf Kollisionskurs zu den Parteigranden. | |
Ob es nun die Causa Ryan oder die Kontroverse mit den Khans war, die das | |
Fass zum Überlaufen brachte: Bei den Konservativen heulen die Alarmsirenen. | |
Medienberichten zufolge sollen der ehemalige Parlamentssprecher Newt | |
Gingrich, der frühere New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani und Reince | |
Priebus, der Geschäftsführer der Republikaner, versucht haben, ein | |
Krisentreffen mit dem Tycoon zu arrangieren, um ihn zur Besinnung zu rufen. | |
„Was Trump getan hat, ist selbstzerstörerisch“, tadelte Gingrich, vor | |
Kurzem noch als Anwärter auf die Vizepräsidentschaft gehandelt. „Er muss | |
nun wirklich ein paar neue Lektionen lernen, denn so wird er nicht | |
Präsident.“ | |
Paul Manafort, Trumps Wahlkampfmanager, hat pflichtschuldig Berichte zu | |
dementieren, nach denen sich im Stab des Milliardärs Panik breitmacht. | |
Verbündete Manaforts dementieren, dass der Berater, seit 1976 im | |
politischen Geschäft, die Hoffnung aufgegeben hat, Trump noch irgendwie | |
sinnvoll beraten zu können. | |
Mag sein, dass sich bei alledem nur ein Sommergewitter entlädt. Mag sein, | |
dass es der Anfang vom Ende des Höhenflugs eines schrillen Populisten ist, | |
wer weiß das schon so genau. Zu beobachten sind jedenfalls erste | |
Absetzbewegungen: Mit Richard Hanna, einem Geschäftsmann aus dem | |
Bundesstaat New York, hat diese Woche erstmals ein Abgeordneter der „Grand | |
Old Party“ angekündigt, dass er am 8. November nicht Trump wählen wird, | |
sondern Hillary Clinton. | |
Meg Whitman, Ex-Managerin des Online-Auktionshauses eBbay, war 2012 eine | |
feste Stütze Mitt Romneys, des konservativen Herausforderers Barack | |
Obamas. Auch sie wird im Herbst für Hillary Clinton stimmen, obendrein | |
will sie ihr engmaschiges Spendernetzwerk in den Dienst der Demokratin | |
stellen. | |
5 Aug 2016 | |
## AUTOREN | |
Frank Herrmann | |
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