# taz.de -- Eine Provokation zu viel | |
> USA Noch nie war der Aufschrei über Donald Trump so groß: Von seinem | |
> Streit mit den muslimischen Eltern eines getöteten Soldaten distanzieren | |
> sich auch Republikaner | |
Bild: Unbeherrscht und aus der Hüfte schießend: Donald Trump | |
Aus Washington Frank Herrmann | |
Die Fehde Donald Trumps mit den Eltern eines im Irak gefallenen US-Soldaten | |
droht zu einer schweren Hypothek für die Republikaner zu werden, die sich | |
doch traditionell als Partei des Militärs verstehen. | |
„Ich kann gar nicht genug betonen, dass ich völlig anderer Meinung bin als | |
Herr Trump“, ließ der gealterte Senator John McCain in einer schriftlichen | |
Erklärung wissen. Er sei der Sohn eines Flottenadmirals, er habe selber | |
gedient, er wisse um den Wert der Streitkräfte. Dass Trump von seiner | |
Partei zum Präsidentschaftskandidaten gekürt worden sei, sei noch lange | |
kein Freibrief, um „die Besten unter uns zu diffamieren“. | |
Im Namen der Veteranen-Vereinigung „Veterans of Foreign Wars“ (VFW) und | |
ihrer rund 1,5 Millionen Mitglieder sagt deren Direktor Brian Duffy, man | |
werde nicht hinnehmen, dass jemand eine Gold-Star-Familie beschimpfe, nur | |
weil sie von ihrem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch mache. Gemeint sind | |
Familien, die bei einem Militäreinsatz in der Ferne engste Angehörige | |
verloren haben. Familien mit Heldenstatus, wenn auch unfreiwillig. Familien | |
wie die Khans. „Egal ob Wahljahr oder nicht, eine solche Sprache werden wir | |
nicht tolerieren“, betont Duffy. | |
Es ist nicht das erste Mal, dass Trump mit verbalen Ausrutschern für Wirbel | |
sorgt, aber noch nie war die Empörung so groß. Ist es ein Wendepunkt? Seit | |
der Tycoon seinen Hut in den Ring warf, zog er in einem Stil über andere | |
Leute her, die jeden anderen längst ins Schleudern gebracht hätte. Nichts | |
davon hat ihm geschadet. Doch Khizr und Ghazala Khan lassen sich nicht dem | |
Establishment zuordnen, gegen das sich der geballte Hass der Trump-Anhänger | |
richtet. Sie sind normale Leute, Eltern, die um ihren Sohn trauern, um | |
Humayun Khan, einen Captain der US-Armee, der 2004 im Irak getötet wurde, | |
als die Autobombe eines Selbstmordattentäters in die Luft ging. | |
Hat Trump den Rubikon überschritten? Jedenfalls bestätigt er einmal mehr | |
seinen Ruf, keine Grenzen zu kennen, ohne nachzudenken aus der Hüfte zu | |
schießen, bisweilen so unbeherrscht wie ein Choleriker. | |
Dass es zu gefährlich wäre, einem solchen Mann den Koffer mit dem | |
Atomwaffen-Code anzuvertrauen, ist das Leitmotiv seiner Kontrahentin | |
Hillary Clinton. Und genau diesen Eindruck scheint die Kontroverse mit den | |
Khans zu bestätigen. | |
Nachdem Khizr Khan auf dem Konvent der Demokraten scharfe Kritik an dem | |
Bauunternehmer und dessen angepeiltem Einreiseverbot für Muslime geübt | |
hatte („Sie haben nichts geopfert. Und niemanden.“), schlug Trump zurück, | |
als könne er gar nicht anders. Bei Twitter stellte er die Frage, warum | |
Khans Frau wohl die ganze Zeit schweigend neben ihrem Mann gestanden habe. | |
Ob man ihr das Reden verboten habe. | |
Seitdem zieht Ghazala Khan an der Seite Khizrs von einem Fernsehstudio zum | |
nächsten, um zu beweisen, dass sie sehr wohl eine Stimme hat. Die Trauer um | |
ihren Sohn, sagt sie, habe sie zu sehr aufgewühlt, als dass sie auf großer | |
Bühne hätte reden können. | |
Als Zeichen der Solidarität lassen US-Amerikanerinnen muslimischen Glaubens | |
bei Twitter wissen, unter dem Hashtag #canyouhearusnow, was sie von Trumps | |
Attacke halten. „Wir ziehen Friedensnobelpreisträger heran, wir haben | |
selber Friedensnobelpreise gewonnen“, schreibt die New Yorkerin Linda | |
Sarsour, Direktorin der „Arab American Association“, einer Organisation, | |
die arabischen Einwanderern hilft, sich in den USA zurechtzufinden. | |
Meinung + Diskussion | |
3 Aug 2016 | |
## AUTOREN | |
Frank Herrmann | |
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