# taz.de -- Integration durch Sport: Ghana gegen Togo in Bremen | |
> Am Sonntag findet das Finale des African Football Cup statt. Es ist die | |
> größte Veranstaltung ihrer Art in ganz Deutschland | |
Bild: Pan-Afrika-Cup: Nicht nur wer Tore schießt, gewinnt. | |
BREMEN taz | Die Hitze ist drückend, auf dem Fußballplatz in der Pauliner | |
Marsch gibt es keinen Meter Schatten. Die Spieler aus Ghana und Kamerun | |
werden von einem kleinen Wall am Spielfeldrand aus von den Zuschauern | |
angefeuert, jede Aktion wird vom Publikum kommentiert. Die Mannschaften | |
tragen das erste Halbfinale des [1][diesjährigen African Football Cup] aus. | |
Das zweite, Guinea-Bissau gegen Togo, folgt im Anschluss. | |
Während Europa- oder Weltmeisterschaften hört man immer wieder, dass | |
Fußball die Menschen zusammenbringt, hier spürt man es. Der panafrikanische | |
Kulturverein, der das Turnier organisiert, hat es sich zum Ziel gesetzt, | |
durch interkulturelle Begegnungen die Menschen näher zusammenzubringen – | |
auch die Menschen afrikanischer Herkunft untereinander. | |
„Viele Europäer denken, Afrikaner aus verschiedenen Ländern würden sich | |
kennen, doch das ist nicht der Fall“, sagt der zweite Vorsitzende des | |
Vereins, Boubacar Camara. Der Football Cup helfe, zwischen den | |
AfrikanerInnen unterschiedlicher Herkunft neue Kontakte zu knüpfen. | |
## 5.000 Besucher beim Finale | |
„Die Veranstaltung ist die größte ihrer Art in Deutschland. Es kommen | |
Besucher aus Hamburg und Berlin, aber auch aus den Niederlanden, Belgien | |
oder Frankreich“, so Tala Awolola, erster Vorsitzender des Vereins. Zum | |
Finale 2015 sollen etwa 5.000 ZuschauerInnen da gewesen sein. Die kommen | |
nur zum Teil, um die Spiele zu sehen. Ein junger Mann erzählt, er sei schon | |
zum sechsten Mal da. „Hier hat man die Chance, Leute zu treffen, die man im | |
Alltag nur selten trifft und die Atmosphäre ist sehr gut“, sagt er. | |
Neben den Kunstrasenplätzen, auf denen gespielt wird, werden Rasensprenger | |
eingeschaltet. Zwar ist das Feld abgesperrt, dennoch haben sich mehrere | |
Kinder unter den Wasserfontänen versammelt und genießen die Abkühlung. | |
Überall läuft Musik, am lautesten ist sie bei den Essensständen. Die | |
Menschen stehen Schlange für gebackene Bananen, Fleischspieße und | |
afrikanische Berliner. | |
## 16 Teams im Turnier | |
Der African Football Cup, den es seit 2003 gibt, findet bereits zum | |
zwölften Mal statt. Nur zwei Mal musste er ausfallen. Gespielt wird auf den | |
Plätzen von FC Union 60 in der Pauliner Marsch, mit den Flutlichttürmen des | |
Weserstadions im Rücken. In den letzten Jahren fanden die Spiele an sechs | |
Sonntagen in den Sommerferien statt. Dieses Jahr wird nur an fünf | |
Wochenenden gespielt – Viertel- und Halbfinale finden direkt hintereinander | |
statt. „Union 60 hat selbst ein Spiel und benötigt den Platz“, begründet | |
Awolola die Straffung des Zeitplans. Dieses Jahr haben 16 Mannschaften ihre | |
Länder bei dem Turnier repräsentiert, die besten vier spielen nun um den | |
Einzug ins Finale. | |
Trotz des Viertelfinal-Spiels nur einige Stunden zuvor, sind die Spieler | |
engagiert. Nach gut 20 Minuten führt Ghana zwei zu null. In der Halbzeit | |
laufen sich Ersatzspieler am Spielfeldrand warm. Zum African Football Cup | |
kommen auch schon mal Scouts auf der Suche nach neuen Talenten. „Der | |
[2][Profi Karim Bellarabi] etwa hat hier schon gespielt“, erzählt Awolola. | |
Heute spielt Bellarabi, der in Bremen aufgewachsen ist und mal beim FC | |
Huchting angefangen hat, bei Bayer 04 Leverkusen. | |
Das Turnier wird komplett durch Ehrenamtliche organisiert, alle sind | |
berufstätig. Dabei gibt es nicht nur im Vorfeld viel zu tun. Sponsoren | |
müssen gefunden werden. Auf dem Parkplatz muss für Ordnung gesorgt werden, | |
die Anlage muss jeden Sonntag nach den Spielen aufgeräumt werden. „Wir | |
haben an jedem Spieltag 15 bis 20 Helfer vor Ort, von zwölf bis acht Uhr | |
abends“, sagt Awolola. | |
Außerdem werden RestaurantbetreiberInnen gesucht, die afrikanische | |
Spezialitäten verkaufen. „Wir laden Leute aus den teilnehmenden Ländern | |
ein. Unser Ziel ist, dass jedes Land mit seiner eigenen Küche vertreten | |
ist. Das Turnier ist nicht nur für den Sport da, sondern soll auch die | |
Kultur vermitteln“, sagt Camara. Über das Essen geht das besonders gut. | |
Der panafrikanische Kulturverein organisiert mit seinen 18 aktiven | |
Vereinsmitgliedern aber nicht nur den African Football Cup, sondern etwa | |
auch einen afrikanischen Kulturtag und eine Integrationswoche, bei der | |
beispielsweise somalische Flüchtlinge [3][ihre Landesküche] vorstellen. | |
## Eine Perspektive bieten | |
Auch sonst setzt sich der Verein aktiv in der Flüchtlingshilfe ein. Ein im | |
Oktober letzten Jahres initiiertes Projekt beruht auf den Erfahrungen, die | |
die Vereinsmitglieder selbst gemacht haben. „Wir wissen, wie Afrikaner | |
leben. Die Fehler, die uns unterlaufen sind, sollen den Flüchtlinge nicht | |
passieren“, so Awolola. | |
Das Projekt solle den Geflüchteten eine Zukunftsperspektive bieten und fuße | |
daher auf fünf Säulen, sagt Awolola. Zunächst gehe es darum, dass die | |
Flüchtlinge Vertrauen aufbauen. Dabei seien die Dolmetscher des Vereins | |
hilfreich, die die Muttersprachen sprechen. Ist eine Bindung aufgebaut, | |
gibt es einen kompakten Deutschkurs sowie einen Orientierungskurs, der über | |
die Tücken des deutschen Verkehrs aufklärt. „Fahrradwege etwa gibt es | |
vielleicht zwei, drei Mal in Afrika. Auch dass man als Fußgänger selbst | |
dann an einer roten Ampel stehen bleibt, wenn kein anderer an der Kreuzung | |
ist, muss gelernt werden“, berichtet Awolola. Daneben gibt es für die | |
Flüchtlinge ein Freizeitangebot: Von Werder Bremen etwa gab es Freikarten, | |
ein Besuch der Stadtbibliothek wurde organisiert. | |
## Es geht auch um Jobs | |
Der panafrikanische Kulturverein hilft auch bei der beruflichen | |
Integration: Durch die Kooperation mit einem Logistikunternehmen vermittelt | |
er Praktikums- und Ausbildungsplätze. | |
Die acht Dolmetscher des Vereins werden auch in Flüchtlingsheimen | |
eingesetzt. „Die Einrichtungen melden sich bei uns, wenn sie uns brauchen“, | |
so Awolola. Auch die Arbeit mit den Geflüchteten kostet viel Zeit, die | |
Helfer arbeiten ehrenamtlich, aber „wir bekommen Unterstützung von der | |
Senatorin für Soziales“. Die Finanzierung ist dennoch schwer: „Die Gelder | |
zu beantragen ist sehr bürokratisch, das ist für unseren Verein nicht | |
einfach.“ | |
Am Ende des langen Tages in der Pauliner Marsch steht fest: Ghana und Togo | |
sind im Finale. Am heutigen Samstag findet auf dem gleichen Platz der | |
Mandela Cup, ein Fußball-Turnier für Jugendliche, statt – und am Sonntag | |
ist Endspiel des African Football Cup. Auch die örtliche Prominenz kommt: | |
Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) und Werder-Präsident Hubertus | |
Hess-Grunewald haben ihr Kommen zugesagt. | |
29 Jul 2016 | |
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[2] http://www.transfermarkt.de/bellarabi-karim-22-mio-euro-bayer-04-leverkusen… | |
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## AUTOREN | |
Jördis Früchtenicht | |
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