# taz.de -- | |
Arnsdorf in Sachsen, 21. Mai: Ein psychisch kranker Flüchtling aus dem | |
Irak, der Probleme mit seiner Telefonkarte hat, steht im örtlichen Netto | |
und diskutiert mit der Kassiererin. Plötzlich betreten vier Männer den | |
Raum, zerren den Flüchtling aus dem Laden und binden ihn mit Kabelbindern | |
an einen Baum fest. Auf ihren T-Shirts soll „Bürgerwehr“ gestanden haben. | |
Das Wort BÜRGER (Angehörige eines Staates/einer Gemeinde) stammt vom | |
althochdeutschen „burgari“ (Bewohner einer Burg/Stadt), abgeleitet vom | |
althochdeutschen „burga“ (Schutz, Befestigungsanlage). Ursprung ist das | |
mittelhochdeutsche „burger“ (Burgverteidiger). | |
Die vier Männer aus Arnsdorf (einer davon CDU-Gemeinderat) schienen sich | |
der historischen Bedeutung des „Bürger“-Begriffs bewusst gewesen zu sein: | |
der gutgestellte Mittelständler, der ängstlich seine Burg verteidigt, | |
natürlich mit einer Bürgerwehr, dem Gipfel des reaktionären | |
Kleinbürgertums. Noch ist „Bürger“ ein positiv besetztes, | |
einrechtschaffenes Wort – doch wie lange noch? Der „Wutbürger“ und die | |
„besorgten Bürger“ haben stark an seinem Image gesägt, und auch früher | |
schon waren die saturierten „Bourgeois“ und das „Kleinbürgertum“ vor a… | |
in linken Kreisen unbeliebt. | |
Wer sich das Video aus Arnsdorf anschaut, muss sich fragen, ob man nicht | |
eher Angst vor den Bürgern dieses Landes haben muss als vor Flüchtlingen. | |
Gegen solche Bürger müssen wir uns wehren. Erik Wenk | |
3 Jun 2016 | |
## AUTOREN | |
Erik Wenk | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |