# taz.de -- Aktiengesellschaft hilft kleinen Höfen | |
> LANDWIRTSCHAFT 50 Norddeutsche haben sich zu einer Aktiengesellschaft | |
> zusammengetan, um die lokale Wirtschaft zu fördern – und zwar vom Acker | |
> bis zum Teller | |
Bild: Regionalität fördern: Mehr als Knollensellerie | |
Die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln wächst und die Leute kaufen außerdem | |
immer lieber Produkte aus ihrer Umgebung. Trotz steigender Nachfrage nach | |
regionalen Produkten haben kleine Höfe wirtschaftliche Schwierigkeiten. | |
Hier setzt die Regionalwert-Hamburg Aktiengesellschaft an und unterstützt | |
regionale Landwirtschaft. | |
Vor zwei Jahren ist der Verbund in Hamburg gegründet worden und die | |
Initiatoren kümmern sich um die Region Hamburg und Schleswig-Holstein. | |
Ähnliche Projekte gibt es bereits in Freiburg, München und Köln. Die | |
norddeutschen Gründer waren am Anfang rund 50 Leute: Bürger, Landwirte, | |
Händler, Gastronomen, Vertreter von Organisationen und Unternehmer. Eine | |
bunte Mischung aus Menschen also, die in die Produktionskette von | |
Lebensmitteln involviert sind. | |
## 230 Aktionäre gefunden | |
Jeder Gründer, sowie später auch jedes neu eingetragene Mitglied, ist | |
Aktionär. Die ersten Aktien gehörten den Gründern, die gemeinsam ein | |
Startkapital von 150.000 Euro zusammenbekommen haben. Nach nur einer | |
Aktienausgabe ist der Verbund mittlerweile merkbar größer geworden: Jetzt | |
sind aus den 50 bereits 230 Aktionäre geworden und das Kapital ist auf | |
954.000 Euro gestiegen. | |
Ein solches Engagement ist eigentlich einfach zu erklären: Die | |
Regionalwert-Hamburg Aktiengesellschaft trifft mit der Förderung von | |
Regionalität und lokalen Wirtschaftskreisläufen einen Nerv – bei den | |
Produzenten und bei den Verbrauchern. | |
„Es ist ja auch für die Städte wichtig, dass kleine Bio-Bauern existieren�… | |
sagt Christian Kupsch, ein Aktionär aus Hamburg. „Die muss man | |
unterstützen, weil sie keine Sicherheit haben und deswegen keine Kredite | |
von den Banken kriegen können.“ Wenn es die kleinen Höfe nicht gäbe, | |
betrieben nur noch große Konzerne Landwirtschaft. | |
Wie das Geld der Aktionäre investiert werden soll, entscheidet die gesamte | |
Aktiengesellschaft gemeinsam – vom Vorstand, über Aufsichtsrat bis zur | |
Hauptversammlung der Aktionäre. Die Hauptversammlung ist das oberste | |
Gremium der Gesellschaft, in der jeder Aktionär abstimmen kann. Der | |
Aufsichtsrat besteht dagegen aus acht verschiedenen Experten. Diese gelten | |
als Vertretung der Aktionäre und helfen ehrenamtlich bei der Arbeit des | |
Vorstands. | |
Der Vorstand besteht aus zwei Menschen – sie sind die einzigen bezahlten | |
Mitarbeiter der Gesellschaft: Malte Bombien und Ulf Schönheim. Bombien ist | |
Agraringenieur und Landtechnik-Sachverständiger. Schönheim ist | |
Kommunikationsfachmann, mit einer langjährigen Erfahrung in der | |
Finanzbranche. Alle anderen Aktionäre engagieren sich ehrenamtlich. | |
Vor einigen Monaten hat die Regionalwert-Hamburg Aktiengesellschaft mit | |
ihrem ersten großen Projekt begonnen: Der Hof Koch in Schleswig-Holstein | |
ist Partnerbetrieb geworden. Sie haben also investiert, denn der Hof sei | |
der perfekte Kandidat, sagt Schönheim. Er steckte in finanziellen | |
Schwierigkeiten und entsprach den Beteiligungskriterien der Gesellschaft. | |
„Die Betriebe, für die wir uns engagieren, sollen sich um Vielfalt in Bezug | |
auf Pflanzen und Tiere kümmern, sowie dafür sorgen, dass der Boden | |
verbessert und Humus aufgebaut wird“, sagt Schönheim. Spätestens vier Jahre | |
nach der Investition muss der Betrieb ökologisch arbeiten. | |
„Es geht außerdem darum, Arbeitsplätze für diejenigen zu schaffen, die | |
ansonsten Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt hätten und der Hof muss sich | |
um Berufsausbildung kümmern.“ Denn ein Ziel der Aktiengesellschaft ist es, | |
jungen Leuten den Weg in die Landwirtschaft zu ebnen. Da 70 Prozent der | |
Höfe in Deutschland keine Nachfolger haben, gibt es keine vernünftige | |
Zukunft für die Landwirtschaft ohne ausgebildete Junge. Anna Dotti | |
28 May 2016 | |
## AUTOREN | |
Anna Dotti | |
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