# taz.de -- Wie Giraffen ihren langen Hals bekamen: Erhöhter Blutdruck | |
> Genomstudien konnten aufzeigen, wie sich bei Giraffen der lange Hals und | |
> das dafür besonders ausgelegte Herz-Kreislauf-System entwickelten. | |
Bild: Der lange Hals ist einzigartig in der Tierwelt | |
Berlin dpa/taz | Schon Charles Darwin fragte sich, wie Giraffen zu ihrem | |
langen Hals kamen. Forscher aus Tansania, Kenia, Großbritannien und den USA | |
haben jetzt die für diesen Evolutionsprozess zugrunde liegenden | |
Veränderungen im Erbgut der Tiere untersucht. Das Team entzifferte dazu | |
erstmals das Genom der Giraffe (Giraffa camelopardalis) und ihres nächsten | |
Verwandten, des Okapis. Okapia johnstoni, so der wissenschaftliche Name, | |
wird auch als Waldgiraffe bezeichnet. | |
Wesentliche Veränderungen des Skeletts und des Herz-Kreislauf-Systems | |
entstanden bei den Steppengiraffen demnach im Verlauf der Evolution | |
vermutlich zeitgleich, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin Nature | |
Communications vor. Die langen Beine und vor allem der lange Hals lassen | |
Giraffen bis zu sechs Meter in die Höhe ragen und machen sie zu den derzeit | |
größten landlebenden Tieren der Erde. | |
Ihre einzigartige Statur bringt zahlreiche Herausforderungen für das | |
Skelett sowie für das Nerven- und Herz-Kreislauf-System der Tiere mit sich. | |
Um etwa das Blut vom Herzen zwei Meter in die Höhe Richtung Gehirn zu | |
pumpen, haben sie ein besonders leistungsstarkes Herz. Ihr Blutdruck ist | |
zudem etwa doppelt so hoch wie bei anderen Säugetieren. Die Blutgefäße sind | |
so angelegt, dass sie die entstehenden Druckunterschiede abfangen können, | |
wenn die Giraffe plötzlich ihren Kopf herunterbeugt – etwa zum Trinken. | |
Welche genetischen Veränderungen diese und andere Anpassungen ermöglichten, | |
untersuchten die Forscher um Morris Agaba vom African Institute of Science | |
and Technology in Arusha, Tansania, über einen Vergleich von Giraffen- und | |
Okapi-Genom. | |
Okapis haben anders als ihre Verwandten keinen derart langen Hals. Die | |
Wissenschaftler sequenzierten das Genom zweier Massai-Giraffen (Giraffa | |
camelopardalis tippelskirchi), einer Unterart, die im südlichen Kenia und | |
Tansania beheimatet ist. Die Analyse der Genome zeigte zunächst, dass sich | |
die Entwicklungswege von Giraffen und Okapis später trennten als bislang | |
angenommen: vor etwa 11,5 Millionen Jahren anstatt vor etwa 16 Millionen | |
Jahren. Die Wissenschaftler identifizierten insgesamt 70 Gene, die bei | |
Giraffen im Vergleich zu Okapis und zahlreichen anderen höheren Säugetieren | |
derart verändert waren, dass sie eine Anpassung an die spezielle Biologie | |
der Giraffe ermöglichten. | |
So zeigte sich zum Beispiel die DNA-Sequenz in solchen Genen verändert, die | |
unter anderem die Entwicklung der Halswirbel steuern. Giraffen haben trotz | |
ihres langen Halses nicht mehr Wirbel als andere Säugetiere, diese sind | |
aber extrem verlängert. Solche genetischen Abweichungen, die das Skelett | |
der Tiere veränderten, traten gleichzeitig mit solchen auf, die das | |
Herz-Kreislauf-System betrafen. Giraffen hätten wegen ihrer Größe einige | |
physiologische und strukturelle Probleme zu bewältigen, schreiben die | |
Forscher. Die Lösung dieser Probleme könnte vielleicht helfen bei der | |
Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beim Menschen. | |
19 May 2016 | |
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