# taz.de -- POSSE Darmstadt will die Stadt für Eintracht-Frankfurt-Fans sperre… | |
Am Ende hat die ganze Aufregung doch etwas Gutes. Die Stadt Darmstadt hatte | |
sich in den letzten Tagen ja blamiert, weil sie aus Sicherheitsgründen alle | |
Fans von Eintracht Frankfurt anlässlich des Fußballderbys am Samstag mit | |
einem 36-stündigen Aufenthaltsverbot für die Innenstadt belegen wollte. Am | |
Donnerstagabend wurde das Vorhaben gerichtlich kassiert. Dennoch könnte die | |
Stadt ungewollt erreicht haben, was noch vor Kurzem undenkbar schien: eine | |
Solidarität zwischen den verfeindeten Fangruppen von Darmstadt 98 und | |
Eintracht Frankfurt herzustellen. | |
Seit dem Aufstieg der „Lilien“ werden die Feindbilder ausgiebiger gepflegt, | |
das wurde spätestens beim Hinspiel im Frankfurter Stadtwald im Dezember | |
klar, das die Eintracht mit 0:1 verlor. Frankfurter Fans, denen der Ruf des | |
„Randalemeisters“ vorauseilt, hatten das erste Aufeinandertreffen seit 33 | |
Jahren mit unschönen Hassplakaten begleitet. Kurz vor Spielende wurden in | |
der Frankfurter Kurve Darmstädter Fanutensilien verbrannt. | |
So weit will es der Deutsche Fußball-Bund (DFB) nicht noch mal kommen | |
lassen – und sperrt als Strafe alle Frankfurter Anhänger für Samstag aus | |
dem Stadion am Böllenfalltor aus. Im Umgang mit problematischen Fans setzt | |
der DFB auf pauschale Bestrafungen. Konkret führen solche Kollektivstrafen | |
eher zu mehr Konfrontation und einer Solidarisierung unter den Fans. Bestes | |
Beispiel ist ein Spiel der Eintracht bei Union Berlin vor vier Jahren. Der | |
DFB verhängte ein Stadionverbot gegen alle Frankfurter, 1.000 von ihnen | |
kamen mithilfe der Berliner dennoch ins Stadion. | |
Der DFB versucht es nun auf ein Neues. Und der Stadt Darmstadt reichte ein | |
leerer Gästeblock offenbar nicht, am Dienstag legte sie noch einen drauf: | |
Frankfurter Fans, „erkennbar durch Fanbekleidung, Skandierung von Parolen | |
oder sonstiges Auftreten“, sollten der Darmstädter Innenstadt von | |
Freitagabend bis Sonntagmorgen fernbleiben. Seither gab es kein Halten | |
mehr, auf Darmstadts Ordnungsbehörden hagelte es Häme und Spott. Selbst | |
einige Dutzend Frankfurter Chaoten, die sich am Dienstagabend in Darmstadt | |
mit Lilien-Anhängern prügelten, vermochten es nicht, das Stadtverbot durch | |
ihr Treiben zu legitimieren. | |
Neben dem Eingriff in Freiheitsrechte stand die Frage im Zentrum der | |
Kritik, wie die Polizei bloß Eintracht-Fans erkennen soll, wenn diese keine | |
Schals oder Mützen tragen? Etwa an der Nasenspitze? Hätte man am Samstag | |
vor Darmstadts Stadttoren schwören müssen, in keiner Weise mit Frankfurt zu | |
sympathisieren? Und was hätte eigentlich mit Eintracht-Fans passieren | |
sollen, die in Darmstadt wohnen? Selbst die Polizei wusste keine rechte | |
Antwort. „Unser Augenmerk liegt auf gewaltbereiten Fans“, sagte eine | |
Sprecherin der taz. Die Allgemeinverfügung hätte der Polizei im | |
Zweifelsfall also die Arbeit erleichtert, wäre aber gar nicht durchzusetzen | |
gewesen. | |
Neben der Häme hatte diese Posse eben diese unerwartete Folge: Block1898, | |
einer der wichtigsten Zusammenschlüsse der Darmstädter Fanszene, kündigte | |
an, beim Spiel auf Choreografien zu verzichten. Die Fans machten deutlich, | |
dass sie „jede Art von Kollektivstrafe vehement ablehnen“ – „selbst wen… | |
die verhassten Frankfurter betrifft“. Timo Reuter | |
30 Apr 2016 | |
## AUTOREN | |
Timo Reuter | |
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