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# taz.de -- heute in hamburg: „Die Triade des Todes“
> Vortrag Der Rüstungsgegner Jürgen Grässlin berichtet, was deutsche
> Waffenexporte anrichten
taz: Herr Grässlin, Sie sind bekannter Rüstungsgegner. Hat Sie schon mal
jemand bedroht?
Jürgen Grässlin: Ich bekomme laufend E-Mails und Anrufe. Einige davon
könnte man als Morddrohung sehen. Persönlich wurde ich aber noch nie
bedroht. Kein Rüstungsunternehmen würde mich liquidieren lassen. Damit wäre
ich ein Märtyrer. Angst habe ich nicht, aber ich bin sehr vorsichtig, nehme
nie zur gleichen Zeit den gleichen Weg zur Arbeit.
Warum setzen Sie sich neben Ihrem Vollzeitberuf als Lehrer gegen
Waffenexporte ein?
Ich wollte Mitte der 1980er-Jahre mit meiner Frau in Afrika eine Schule
aufbauen. Aber die hätte über Nacht von Einheiten der Regierung oder der
Guerilla zerstört werden können. Wir sind geblieben, wo wir waren: in Sulz
am Neckar. In der Nachbarstadt Oberdorf sitzt der Kleinwaffenhersteller
Heckler und Koch –den Opferzahlen zufolge das tödlichste Unternehmen
Europas.
Inwiefern?
19 von 20 Kriegstoten sterben durch den Gebrauch von Kleinwaffen, also
Pistolen und Gewehren. Produktionslizenzen von Heckler und Koch wurden an
menschenrechtsverletzende Staaten wie Mexiko oder Saudi-Arabien verkauft.
Darüber wollen wir mit dem Rüstungsinformationsbüro, dem größten Archiv der
Friedensbewegung aufklären.
Was machen Sie als Aktivist?
Ich habe schon mehrere Bücher über illegale Machenschaften in der
Rüstungsindustrie veröffentlicht. Momentan sind acht Strafanzeigen
meinerseits anhängig. Drei davon gegen Heckler und Koch, weitere gegen das
Bundeswirtschaftsministerium und das Bundesausfuhramt. Sie bilden die
Triade des Todes. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft hat aber nur gegen
Heckler und Koch Klage erhoben, weil die Unruhegebiete in Mexiko beliefert
haben. Hier schützt eine Behörde die andere.
Kann man kontrollieren, was mit exportierten Waffen passiert?
Die Bundesregierung hat Post-Shipment-Kontrollen eingeführt, also
Kontrollen vor Ort. Das ist schwer umsetzbar und setzt zu spät an. Heckler
und Koch liefert die Sturmgewehre G6 und G36 in die Türkei. Ich habe dort
mit Soldaten gesprochen. Sie sagten mir, dass 80 Prozent der von Soldaten
getöteten Kurden durch deutsche Sturmgewehre sterben. Wer exportiert, nimmt
billigend in Kauf, dass Waffen wandern.
Interview: Leonie Habisch
Vortrag und Diskussion „Das Netzwerk des Todes“: 19 Uhr, Evangelische
Hochschule, Horner Weg 170, Eintritt: 3 Euro
30 Mar 2016
## AUTOREN
Leonie Habisch
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