Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- heute in Bremen: „Queen des Dorfes“
> Jubiläum Der Bremer Verein Kinderhaus Kumasi feiert heute sein
> fünfjähriges Bestehen
taz: Frau Borkenhagen, seit fünf Jahren betreibt ihr Bremer Verein ein
Kinderhaus in Kumasi, der zweitgrößten Stadt Ghanas. Was war die größte
Herausforderung in dieser Zeit?
Anna Borkenhagen: Die Zusammenarbeit mit den Behörden vor Ort war anfangs
sehr schwer. Waisenkinder sind ein Thema, dass der ghanaische Staat gerne
vernachlässigt, da er befürchtet, in die Ecke „Dritte-Welt-Land“ gestellt
zu werden. Zudem reagiert der Staat sehr sensibel darauf, wenn Externe sich
einmischen. Sobald sie verstanden hatten, dass wir – anders als andere
Hilfsorganisationen – nach einheimischen Regeln spielen, wurde die
Zusammenarbeit besser.
Sind Sie bei den Verhandlungen mit Behörden auf Korruption gestoßen?
Ja, aber wir haben uns nicht darauf eingelassen, unnötige Summen zu
bezahlen. Wir konnten mit dem Argument überzeugen, dass wir freiwillig
arbeiten und den deutschen Spendern garantieren, dass ihre Spenden zu
hundert Prozent bei den Kindern ankommen. Seitdem ich zur „Queen des
Dorfes“ ernannt wurde, habe ich eine Stellung, dank der Gespräche auf einer
anderen Ebene möglich sind. Korruption ist kein Thema mehr.
Wie wird entschieden, welche Kinder im Kinderhaus wohnen?
Die Kinder werden vom Sozialamt oder von der Polizei, zuständig für
Menschenhandel, an uns vor Ort vermittelt. Sobald ein Kind zu uns kommt,
werden Nachforschungen über die Herkunft des Kindes angestellt.
Wie lange kann das dauern?
Das kann beispielsweise einen Monat oder im schlimmsten Fall, bis zu zwei
Jahre dauern. Auf der Grundlage der Nachforschung wird dann vor Gericht
entschieden, ob das Kind zu entfernten Verwandten kommt oder der Staat das
Sorgerecht hat. Wenn es beim Staat liegt, bleibt das Kind bei uns. Es sind
Kinder, die verkauft wurden, arbeiten oder sich prostituieren mussten.
13 Leuten kümmern sich ehrenamtlich um das Projekt und studieren oder
arbeiten nebenbei. Wie funktioniert das?
Ich bezeichne die Arbeit im Verein als meinen Zweitjob. Man muss sehr
diszipliniert sein, aber wenn die Motivation da ist, dann schafft man das
auch. Dank moderner Kommunikationsmittel ist es einfacher geworden, alles
zu koordinieren.
Wie oft sind Sie vor Ort?
Mindestens einmal im Jahr fliege ich nach Ghana. Inzwischen sind die
Strukturen so gewachsen, dass wir dort nicht mehr gebraucht werden. Es ist
ein ghanaisches Projekt, dass durch deutsche Hilfe angestoßen wurde.
Interview: Leandra Hanke
29 Mar 2016
## AUTOREN
Leandra Hanke
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.