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# taz.de -- Ortstermin: Leandra Hanke in der Galerie im Lloydhof: Wenig Knast-A…
Die Blicke verweilen nur kurz auf den bunten Figuren im Schaufenster der
Galerie. Dabei lohnt es sich, die Skulpturen genauer anzuschauen. Hier wird
Kunst aus dem Knast gezeigt.
Die Ausstellung „Wir kommen in die Stadt“ öffnet die Gefängnismauern für
die Insassen der Bremer Justizvollzugsanstalt und lässt sie eben „in die
Stadt kommen“, so der Veranstalter, der Verein „Mauern öffnen“. Sie zeigt
Arbeiten aus Stein und Holz, die in der Bildhauerwerkstatt der JVA
entstanden sind.
Bei der Umsetzung ihrer Ideen hatten die Gefangenen freie Hand. Auffällig
sind die vielen Tiermotive: Giraffen, Bären, Raben, Eulen, Katzen, Affen,
Vögel, Schlangen oder Pinguine gibt es in den verschiedensten Formen und
Farben. Ein aufrecht stehendes Schwein mit Hose und Ohrring erinnert an
einen Verbrecher. Die anderen Tiere sind möglichst realistisch dargestellt.
Serienhelden wie Homer Simpson, Bender oder Garfield sind auch sehr
beliebt. Dort ist eine Ritterburg, da ein Piratenschiff – Erinnerungen an
die Kindheit, möglicherweise. Moderne Stars wie die Minions sind zu
entdecken, gleich neben Kultfiguren wie Tom und Jerry oder der rosarote
Panther.
Experimentierfreudig waren die KünstlerInnen nicht, es sind keine
abstrakten Objekte dabei. Bevorzugt wurde detailgetreues Arbeiten, wie bei
einem Wolfskopf aus Holz, der an der Wand hängt: Augen, Schnauze, Zähne und
Zunge sind erschreckend realistisch ausgearbeitet. Ganz besonders fallen
die Drachen auf, mit ihrer glänzenden Schuppenhaut, ihren Hörnern und
funkelnden Augen. Drachen, wie man sie aus einem Fantasyfilm kennt.
Seit dreißig Jahren gibt es die Werkstatt in der JVA. Sie ist ein ganz
normaler Betrieb, in dem die Insassen ganztägig, zum Teil über mehrere
Jahre hinweg, unter Anleitung professioneller BildhauerInnen, arbeiten. Die
von den Gefangenen gefertigten Werke werden im Rahmen von „Kunst im
öffentlichen Raum“ überwiegend auf Plätzen in Bremen aufgestellt.
Bis auf eine Darstellung des Todes, in Form eines Skeletts mit schwarzen
Umhang und Stab in der Hand, sind im Lloydhof keine düsteren Figuren zu
sehen. Nichts weist auf den harten Alltag im Gefängnis hin und darauf, was
es bedeutet, eingesperrt oder allein zu sein.
bis 23. April in der Galerie im Lloydhof, montags bis samstags, von 11 Uhr
bis 18 Uhr
26 Mar 2016
## AUTOREN
Leandra Hanke
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