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# taz.de -- heute in Bremen: "Abseits der Konzerne"
> ÖKONOMIE Karl-Heinz von Bestenbostel über eine neue Geldpraxis, die ohne
> Zinsen auskommt
taz: Herr von Bestenbostel, wie ist Ihre Kritik am derzeit bestehenden
Wirtschaftssystem?
Karl-Heinz von Bestenbostel:
Es hat einen Systemfehler: Das Geld entsteht größtenteils durch
Geldschöpfung, das heißt, dass Sie einen Kredit aufnehmen und über etwas
verfügen, das vorher nicht da war. Das Problem ist, dass der Zins nicht mit
geschöpft wird und wieder neu geliehen werden muss. Das führt zu einer
Spirale von Verschuldung. Ein Automatismus, weswegen etwa alle 70 Jahre das
Geldsystem zusammen bricht.
Wie kann eine regionale Währung wie der Roland dem entgegen wirken?
Bei uns entsteht Geld im Augenblick des Leistungsaustausch – wie zum
Beispiel, wenn das Brot beim Bäcker gekauft wird: In dem Moment, in dem ein
Scheck für das Brot ausgestellt wird, entsteht der Roland. Wir sind
zinsfrei und die Wertschöpfung bleibt in der Region. Die Menschen vernetzen
sich und haben wieder etwas miteinander zu tun. Wir vergeben auch Kredite,
aber nur in bescheidenem Maße. Unser Motto ist „Regional versorgen,
jenseits der Konzerne, miteinander“.
Auch um die Gemeinwohl-Theorie von Christian Felber soll es bei der
Diskussion heute Abend gehen – wo sind Schnittstellen?
Was uns verbindet, sind Prinzipien wie Solidarität, soziale Gerechtigkeit,
ökologische Nachhaltigkeit und politische Teilhabe. Wir wollen allerdings
etwas anderes als Felber. Uns geht es nicht darum, die Gemeinwohlökonomie
weltweit einzuführen. Felbers Theorie sieht die Einführung von Konventen
als politisches Entscheidungsgremium vor. Unser System existiert schon und
funktioniert. Dafür brauchen wir nicht auf den Beschluss eines politischen
Konvents zu warten.
Die Lösung ist die Regionalwährung? Oder müsste sich darüber hinaus etwas
verändern?
Wenn man auf Griechenland schaut, auf die Staatsverschuldung und auf
weltweite Umweltprobleme, ist klar, dass die Welt nicht allein dadurch
besser wird, dass wir eine neue Währung neben dem Euro einführen. Unsere
Blickrichtung hat sich mittlerweile verändert: Es soll nicht bei einer
komplementären Währung bleiben, wir wollen eine Alternative abseits der
Konzerne schaffen.
INTERVIEW: Leandra Hanke
19.30 Uhr, Villa Ichon. Referenten: Jürgen Fuchs (Attac) und Karl-Heinz von
Bestenbostel (Roland Regio)
10 Mar 2016
## AUTOREN
Leandra Hanke
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