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# taz.de -- heute in Bremen: "Für die Freiheit ausziehen"
> Vortrag Evren Ulutaş spricht über die Lage in der Türkei und
> Widerstandskämpfe
taz: Frau Ulutaş, was passiert gerade in der Türkei?
Evren Ulutaş: Seit August letztens Jahres führt die türkische Regierung in
den kurdischen Gebieten einen regelrechten Krieg gegen die dortige
Bevölkerung, auch gegen Kinder und ältere Menschen. Ausgangssperren wurden
verhängt und den Menschen ihre Grundbedürfnisse wie Wasser oder
Elektrizität verwehrt. Momentan ist noch Diyarbahir von dem Rest der Türkei
abgeschnitten, seit inzwischen 95 Tagen.
Berichten Sie heute Abend im Lagerhaus auch über den Ursprung des
Konflikts?
Der Konflikt ist eigentlich nichts Neues. Mit Gründung der Türkei ging die
Idee von einer Nation und eines homogenen sunnitischen Volks einher. Gegen
die Einheit gab es seitdem Widerstand: Zu den größten ethnischen
Minderheit, die Widerstand leisten, gehört die kurdischen Bevölkerung.
Welche Rolle spielen Frauen im Freiheitskampf?
Die Hälfte der bisher Getöteten waren Frauen und Kinder. Auch
nicht-kurdische Frauen sind inzwischen zum Ziel der türkischen
Regierungstruppen geworden. Gegen die patriarchalischen Strukturen leisten
Frauen Widerstand und aus Angst vor dieser Bewegung geht der türkische
Staat gegen Aktivistinnen vor. Wie gegen Ekin Wan, die verhaftet,
gefoltert, getötet und deren nackter Körper anschließend öffentlich zur
Schau gestellt wurde. Sie ist nicht der einzige Fall.
Das heißt, es gibt eine Politik direkt gegen Frauen?
Die türkische Regierung führt eine sexistische Politik. Sie schreibt den
Frauen klare Rollen zu: Sie sollen Kinder kriegen, zu Hause bleiben und
ihrem Mann gehorchen. Der gemeinsame Slogan der Frauenbewegung heißt
deshalb: „Wenn sich der Staat mit Gewalt kleidet, werden wir uns für die
Freiheit ausziehen.“
Wie leisten Sie Widerstand als Mitglied des KÖM, Frauenfreiheitsrates?
Wir arbeiten die Kriegsverbrechen auf und wollen damit ein
Gleichgerechtigkeitsempfinden in der Gesellschaft schaffen. Wir sind
überzeugt, dass dauerhafter Frieden in der Türkei und weltweit nur von
Frauen erreicht werden kann.
INTERVIEW: Leandra Hanke
18.00 Uhr, im Kulturzentrum Lagerhaus im SAAL
8 Mar 2016
## AUTOREN
Leandra Hanke
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