# taz.de -- Ein Herz für Deutsche | |
> RASSISMUS Aktivisten engagieren sich für deutsche Obdachlose. | |
> Verfassungsschutz sieht Bezüge zum rechtsextremen Lager | |
Bild: Namensgleichheit mit NPD-Kampagne reiner Zufall? | |
von Francis Laugstien | |
Sie verteilen Lebensmittel, Kleidung und Schlafsäcke an deutsche Obdachlose | |
– und machen gleichzeitig Stimmung gegen Flüchtlinge. Das werfen mehrere | |
Berliner Hilfsorganisationen für Wohnungslose einer Gruppe namens „Deutsche | |
helfen Deutschen“ vor, die seit einigen Monaten auf Facebook aktiv ist. In | |
der Seitenbeschreibung heißt es: „Deutschland hat in Massen Geld für | |
Flüchtlinge, aber unsere eigenen Obdachlosen und armen Menschen werden | |
gänzlich vergessen!!“ Um den „eigenen Obdachlosen“ zu helfen, sammeln die | |
Aktivisten Spenden von Unterstützern, um diese dann weiterzugeben. Bilder | |
zeigen Aktionen an den Bahnhöfen Zoologischer Garten und Frankfurter Allee. | |
In Nutzerkommentaren wird immer wieder darum gebeten, die Hilfspakete nicht | |
an Flüchtlinge auszugeben. | |
Wegen ihres Internetauftritts wird die Gruppe auch vom Verfassungsschutz | |
beobachtet. In einem Kurzbericht heißt es: „Sowohl die Analyse des | |
Interessentenkreises als auch der übersichtliche Kreis an eingeladenen | |
Teilnehmern sprechen zumindest für Bezüge und Vernetzungen der | |
Organisatoren mit der rechtsextremistischen und rechtspopulistischen Szene | |
Berlins (wie beispielsweise Bürgerbewegung Pro Deutschland, Bärgida).“ | |
Daneben sprächen auch der Name und die Aktivitäten der Gruppe für | |
Verbindungen zum rechtsextremen Lager: „Insbesondere die NPD-Sachsen hat im | |
Zuge der Kampagne ‚Deutsche helfen Deutschen‘ Aktionen durchgeführt und | |
etwa Versorgungspakete verteilt.“ | |
Dabei werden offenbar nicht nur Decken und Konservendosen ausgegeben. „Die | |
Wohnungslosen berichten uns, dass bei Verteilaktionen von ‚Deutsche helfen | |
Deutschen‘ auch Stimmung gegen Flüchtlinge gemacht wird“, sagt ein Sprecher | |
des Vereins Gangway, der sich in Berlin seit sechs Jahren um Obdachlose | |
kümmert. „Den Bedürftigen wird eingeredet, dass sie mit ihnen um Spenden | |
und Wohnraum konkurrieren.“ | |
Ob es sich dabei auch um die Betreiber der Berliner Facebook-Seite handelt, | |
lässt sich wegen der weiten Verwendung des Namens nicht zweifelsfrei | |
feststellen. Eine Anfrage der taz wurde von den Aktivisten abgewiesen. In | |
einem Beitrag auf ihrer Seite erklärten sie aber: „Wir gehören weder der | |
NPD, noch der AFD an.“ Trotzdem gibt es Hinweise darauf, dass sie ihren | |
Namen nicht zufällig ausgewählt haben. Zum Zeitpunkt der Recherche befand | |
sich auf der Seite ein Link zu einer Gruppe in Genthin, die unter dem Namen | |
‚Deutsche helfen Deutschen‘ Pakete in Sachsen-Anhalt verteilt haben soll. | |
Auf deren Seite wiederum wird massiv gegen Flüchtlinge gehetzt. | |
Für den 5. März hatte die Berliner Gruppe eigentlich zu einer Mahnwache für | |
verstorbene Obdachlose aufgerufen. Zu der Veranstaltung am Breitscheidplatz | |
waren laut Polizei 100 Teilnehmer angemeldet. Nach einem kritischen Artikel | |
in der Morgenpost wurde die Kundgebung aber abgesagt. Der Grund: | |
Sicherheitsbedenken. Die rechten Aktivisten sehen sich nun als Opfer einer | |
Medienintrige. | |
3 Mar 2016 | |
## AUTOREN | |
Francis Laugstien | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |