| # taz.de -- Fremd vertraut | |
| > Gegensatz Ein Gespräch | |
| Das Fremde ist vertraut, das Vertraute fremd. Die Vorstellung, das | |
| Begriffspaar deute einen Gegensatz an, ist weltfremd. Jeder Traum eine | |
| Reise ins Fremde. Alles Vertraute wird bei näherer Betrachtung fremd. Nur | |
| ein Zehntel des menschlichen Körpers ist tatsächlich menschlich. Der Rest | |
| illustriert gesundes Zusammenleben mit Fremden im eigenen Leib. | |
| Es fängt schon damit an, dass das Fremde angeblich von da draußen kommt: | |
| extraneus, étranger, stranger. Politisch ist der peregrinus ein | |
| Nichtbürger, von den Aliens zu schweigen, die von ganz weit da draußen | |
| gelegentlich vorbeischauen. | |
| Altertümliche Schreibweisen fügten ein ploppendes blobbendes b ins Frembde, | |
| was dazu beitragen kann, labiale Distanz zu markieren. Schon früh verlockt | |
| und vergrämt so das Frembde. Die Anthropologie des Alltags zeigt, dass die | |
| Fremden gar nicht so fremd sind. Anders ist das mit frembden Göttern und | |
| frembdem Joch. Nicht zu vergessen die Lust, auch die Angstlust, die mit dem | |
| Fleisch ins Spiel kommt. Weil uns im Grunde alles fremd ist (oder nichts?), | |
| lassen wir uns von Biologie und Psychoanalyse, von Theologie, Politik und | |
| Literatur inspirieren. Wohin das führt? Wer weiß! Hans Hütt | |
| Fremd vertraut? Ein taz.lab-Gespräch mit Hans Hütt (Foto) und Cord | |
| Riechelmann im HKW. | |
| 27 Feb 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Hans Hütt | |
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