# taz.de -- Vor dem Super Tuesday räumt Clinton ab | |
> USA Die Demokratin gewinnt dank der Stimmen der Afroamerikaner. Sie | |
> hoffen auf eine Fortsetzung von Obamas Politik. Konkurrent Sanders hat | |
> nun ein Problem | |
Bild: Junge UnterstützerInnen von Hillary Clinton in South Carolina | |
Aus Chicago Rieke Havertz | |
Für Bernie Sanders existiert South Carolina einfach nicht. Als die | |
Demokraten am Samstag dort abstimmen, ist er auf Wahlkampftour in anderen | |
Staaten. In seinen Reden spricht er über seinen Sieg in New Hampshire oder | |
das knappe Rennen gegen Hillary Clinton in Iowa. Über die Primary in South | |
Carolina verliert er kein Wort. | |
Denn es war abzusehen, dass er dort, im Süden der USA, verlieren würde. | |
Tatsächlich schlägt Hillary Clinton ihren Konkurrenten und gewinnt mit | |
weitem Abstand. 73,5 Prozent der WählerInnen wollen sie als | |
Präsidentschaftskandidatin sehen, nur 26 Prozent den Senator aus Vermont. | |
Ein gutes Gefühl für Clinton, die nicht immer auf South Carolina setzen | |
konnte. Vor acht Jahren verlor sie dort deutlich gegen Barack Obama. Die | |
Mehrheit der demokratischen Wähler sind Afroamerikaner, sie machen mehr als | |
zwei Drittel der Wahlbeteiligten aus. Anders als 2008 unterstützen sie | |
dieses Mal mit überwältigender Mehrheit Clinton. | |
Schon in Nevada verdankte die ehemalige Außenministerin auch | |
Afroamerikanern ihren Sieg. Ihre Kampagne setzt auf die Stimmen der | |
Minderheiten, um Sanders zu schlagen. Das sehr gute Ergebnis in South | |
Carolina lässt Clinton auf den wichtigen „Super Tuesday“ hoffen. Am | |
Dienstag wird ein elf Bundesstaaten gewählt, darunter in den Südstaaten | |
Alabama, Virginia, Tennessee, Arkansas und Georgia. Auch dort machen | |
Afroamerikaner die Mehrheit der Wähler aus, was für Clinton spricht. | |
Sanders hingegen fokussiert seinen Wahlkampf auf Staaten wie Colorado, | |
Massachusetts, Oklahoma und seinen Heimatstaat Vermont. Doch es kommt nicht | |
nur darauf an, zu gewinnen, sondern auch darauf, wie hoch. Denn die Partei | |
verteilt ihre Delegierten proportional dazu. Je größer der Abstand zum | |
Konkurrenten, desto mehr Wahlmänner erhält der Sieger. In den fünf | |
Südstaaten werden 399 Wahlmänner verteilt, wenn Clinton dort hoch gewinnt, | |
ist das ein weiterer Schritt auf ihrem Weg zur Nominierung. | |
Clinton ist Sanders gegenüber aus mehreren Gründen im Vorteil: Viele | |
Schwarze wünschen sich die Fortsetzung der Politik Barack Obamas. Der | |
Präsident findet bei ihnen, anders als bei anderen Amerikanern, immer noch | |
große Zustimmung. Durch Clintons Arbeit in seinem Kabinett steht sie für | |
diese Politik und betont, sie wolle seine Agenda fortsetzen. Darüber hinaus | |
hat Clinton zu Beginn ihrer Karriere als Juristin bei | |
Rechtsschutzorganisationen gearbeitet und sich für Minderheiten und | |
Frauenrechte eingesetzt. | |
In einem neuen Wahlkampfspot konzentriert sich Clinton ganz darauf. | |
Schauspieler Morgan Freeman, der die Rolle des Sprechers übernimmt, erzählt | |
darin genau diese Geschichte. Die Mutter von Trayvon Martin, der 2012 von | |
einem Mitglied einer Nachbarschaftswache erschossen wurde, ist eine von | |
mehreren „Black Lives Matter“-AktivistInnen, die Clinton unterstützen. | |
Clinton ist emotional die Kandidatin, die für viele Afroamerikaner schon | |
immer präsent war und auf ihrer Seite steht – anders als ein Senator aus | |
Vermont. | |
Noch hat Sanders den Kampf um die afroamerikanischen Stimmen im Land nicht | |
aufgegeben, South Carolina zum Trotz. Der 74-Jährige bemüht sich ebenfalls | |
um prominente Fürsprecher. Der Regisseur Spike Lee hat für ihn einen | |
Radiospot eingesprochen, und die Tochter des in New York durch | |
Polizeigewalt getöteten Eric Garner unterstützt ihn. Sein Engagement in | |
der Bürgerrechtsbewegung der 60er Jahre lässt Sanders auch nicht unerwähnt. | |
Das ist sicher nicht nur Kalkül – ebenso wenig wie bei Clinton. Doch | |
Sanders weiß auch, dass seine Chancen auf einen Gesamtsieg nicht besser | |
werden, wenn er seine Popularität bei Afroamerikanern nicht steigern kann. | |
Da sieht es nach der deutlichen Niederlage in South Carolina nicht gut aus. | |
29 Feb 2016 | |
## AUTOREN | |
Rieke Havertz | |
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