# taz.de -- Portrait: Der Scheiße nicht scheiße findet | |
Bild: Stellt liebend gerne Toiletten auf: Enno Schröder | |
Enno Schröder ist auf dem Weg nach Hamburg. Er hat sich in Nürnberg ein | |
Auto gekauft, in dem er in der Festivalsaison schlafen kann. Zum Feiern ist | |
er nicht unterwegs: Zusammen mit einem Team der Goldeimer GmbH fährt er als | |
„Festival-Wanderzirkus“ durch Deutschland, so nennt Schröder es selbst – | |
und stellt Kompost-Toiletten auf. Benutzt man die, spült man nicht bloß: | |
Was der Nutzer hinterlässt, wird kompostiert und weiterverarbeitet. | |
In dieser Saison stellen die Leute von Goldeimer auf 20 Festivals 80 | |
Toiletten auf. Dabei soll „75.000 Mal eine Tür auf und zu gehen“, sagt | |
Schröder. Er ist 33, im Süden Hamburgs aufgewachsen und hat in Kiel | |
Geographie studiert. Seine Diplomarbeit schrieb er dann über ein | |
richtungsweisendes Thema: die wirtschaftlichen Auswirkungen nachhaltiger | |
Sanitärversorgung. Darauf gekommen war er während eines Praktikums in | |
Mexiko. | |
Die Goldeimer GmbH entstand durch ein Studienprojekt, ist mittlerweile ein | |
Partner des Hamburger Recht-auf-Wasser-Projekts Viva con Agua. Seit Anfang | |
der Woche kooperiert Goldeimer nun auch mit dem Drogerie-Filialisten | |
Budnikowsky, in dessen Hamburger Filialen das neue Goldeimer-Klopapier im | |
Regal liegt: Wer es kauft, unterstützt die gute Sache. | |
Im Büro von Viva con Agua hat Schröder einen Arbeitsplatz. Von dort aus | |
kontaktiert er Festivalveranstalter, damit auf möglichst vielen in Zukunft | |
Kompost-Toiletten stehen. Gebaut werden die in einer Kieler Werkstatt. | |
Nebenbei arbeitet Schröder als Berater der Gesellschaft für internationale | |
Zusammenarbeit – im Bereich nachhaltige Sanitärversorgung. Die Goldeimer | |
GmbH betreibt nicht zuletzt auch Aufklärungsarbeit: „2,4 Milliarden | |
Menschen haben keine vernünftige Toilette“, erzählt Schröder. „Innerhalb | |
von zehn Minuten sterben 30 Kinder unter fünf Jahren an den Folgen von | |
Durchfallerkrankungen, die auf mangelnde Sanitärversorgung zurückzuführen | |
sind. Wir möchten einen Beitrag dazu leisten, das zu verändern.“ | |
Wurzel des Problems sei die Vermischung von Wasser- und Nährstoffkreislauf | |
durch das Spülen nach jedem Toilettengang, erklärt die Goldeimer-Website. | |
Noch ein bisschen lieber befasst sich der Gründer anderweitig mit dem | |
Wasser: „An einem freien Tag findet man mich an der Elbe mit meiner | |
wunderbaren Freundin.“ LSH | |
26 Feb 2016 | |
## AUTOREN | |
Leonie Habisch | |
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