# taz.de -- Ausgedaddelt | |
> Spielhöllen Neues Gesetz ab März geplant. Zahl der Spielhallen soll sich | |
> halbieren, Höhe von Bußgeldern verzehnfachen | |
Bild: Jeder zweite Spielhalle wird bald schließen | |
von Juliane Wiedemeier | |
Wenn etwas nicht nach Spaß klingt, dann ist es das Wort | |
„Mindestabstandsumsetzungsgesetz“. Aus der Sicht Berliner | |
Spielhallenbetreiber hat es auch genau dieses Ziel: Spaß beenden. Denn wenn | |
es, wie geplant, im März in Kraft tritt, wird es bis zu 250 der derzeit | |
über 500 existierenden Spielhallen der Stadt zur Aufgabe zwingen. | |
„Wir wollen niemandem das Spiel verbieten. Aber illegales Glücksspiel und | |
von Spielhallen geprägte Straßenzüge wollen wir in Berlin nicht mehr“, | |
erklärte Daniel Buchholz, der für die SPD im Abgeordnetenhaus sitzt und | |
sich seit Jahren gegen Spielhallen engagiert. Am Mittwoch stellte er | |
gemeinsam mit seinem CDU-Kollegen Matthias Brauner den neuen | |
Gesetzesentwurf vor. | |
Den Kampf gegen das Glücksspiel hat die Politik bereits vor fünf Jahren | |
aufgenommen. Damals senkte das neu verabschiedete Spielhallengesetz die | |
Zahl der pro Halle erlaubten Automaten von zwölf auf acht. Außerdem wurden | |
die täglichen Sperrzeiten verlängert, Angestellte sollten in | |
Suchtprävention und -bekämpfung geschult werden, und eine Abstandsregelung | |
wurde eingeführt. Seitdem müssen Spielhallen mindestens 500 Meter | |
voneinander sowie von Schulen und Jugendeinrichtungen entfernt sein. | |
Bereits genehmigte Hallen erhielten zunächst Bestandsschutz. Dieser endet | |
jedoch am 30. Juli dieses Jahres. | |
Bis zu diesem Datum müssen die Hallenbetreiber nun eine neue Lizenz | |
beantragen. Schon jetzt ist klar, dass viele damit keinen Erfolg haben | |
werden. Wo sich die Hallen ballen, wie etwa an der Sonnenallee oder der | |
Turmstraße, wird ausgedünnt werden. Wer gehen muss, regelt das neue Gesetz. | |
Ob es für eine Halle weitergeht, hängt zum einen von der Nähe zu | |
Mitbewerbern ab. Berücksichtigt wird aber auch, ob sich der Betreiber in | |
der Vergangenheit an die Regeln gehalten hat. Das dürfte für viele zum | |
Problem werden. „Bei Kontrollen haben wir eine Beanstandungsquote von 80 | |
bis 95 Prozent“, erklärt Daniel Buchholz. Darunter fallen Verstöße gegen | |
das Rauchverbot, aber auch manipulierte Automaten und illegales Glücksspiel | |
in Hinterzimmern. Er geht davon aus, dass sich das Feld so von selbst | |
lichtet. Falls dennoch mal zwei Hallen zu nah beieinander stehen, wird das | |
Los entscheiden, welche bleiben darf. | |
Darüber hinaus wird das neue Gesetz bestehende Regeln verschärfen. So soll | |
das Bußgeld bei Verstößen von derzeit bis zu 50.000 auf 500.000 Euro | |
angehoben werden. „Die meisten Betreiber zahlen aktuell nur ein paar | |
tausend Euro. Das kratzt die gar nicht“, meint Buchholz. Das soll sich | |
ändern. | |
Zudem soll das Schlupfloch geschlossen werden, das sogenannte Café-Casinos | |
bislang bieten. Bei diesen handelt es sich offiziell um Gastronomie, wo | |
legal bis zu drei Automaten aufgestellt werden dürfen, ohne dass sie so | |
hohen Auflagen genügen müssen wie Spielhallen. Das wird ausgenutzt, indem | |
ein Raum mit drei Spiel- und einem Getränkeautomaten zum Café erklärt wird. | |
„Wenn es aussieht wie eine Spielhalle, wird es in Zukunft auch so | |
behandelt“, erklärt der SPD-Politiker. | |
Zu guter Letzt wird eine berlinweite Sperrdatei eingeführt, bei der sich | |
Spielsüchtige selbst oder von ihren Familien den Zugang zum Glücksspiel | |
versagen lassen können. Bislang geht das nur für einzelne Hallen. | |
11 Feb 2016 | |
## AUTOREN | |
Juliane Wiedemeier | |
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