# taz.de -- Kamerastreit vor Gericht | |
> Überwachungs-Prozess | |
In Hannover wird am Mittwoch vor dem Verwaltungsgericht wieder über das | |
rechte Maß von Videoüberwachung gestritten. Es geht um die Frage, ob die | |
Kameras in den Bussen und Bahnen der Hannoverschen Verkehrsbetriebe Üstra | |
zulässig sind oder gegen geltendes Datenschutzrecht verstoßen. Müssen es | |
sich die Fahrgäste also gefallen lassen, dass sie etwa auf ihrem Weg zur | |
Arbeit gefilmt werden? Eine Antwort auf diese Frage dürfte letztlich für | |
alle Verkehrsbetriebe in Deutschland von Bedeutung sein. | |
Bereits im Dezember verhandelte das Verwaltungsgericht über diesen Streit | |
zwischen Üstra und der niedersächsischen Landesdatenschutzbeauftragten | |
Barbara Thiel. Damals wurde die Verhandlung aber ohne Entscheidung schnell | |
vertagt. Eine außergerichtliche Einigung scheiterte. Also trifft man sich | |
nun wieder. In der Verhandlung wird zunächst zu klären sein, welches Gesetz | |
hier überhaupt greift: Bundesdatenschutzgesetz oder doch eher | |
niedersächsisches Datenschutzgesetz? | |
Der ganze Konflikt geht auf eine Entscheidung von Thiels Vorgänger Joachim | |
Wahlbrink zurück, der im Sommer 2014 den Einsatz der Kameras in den Bussen | |
und Bahnen per Verfügung untersagt hatte. „Unverhältnismäßig“ seien die | |
vielen Kameras und das Filmen sei für die Üstra laut | |
Bundesdatenschutzgesetz nur dort zulässig, wo eine konkrete Gefahrenlage | |
herrsche, hieß es damals. Die gebe es hier nicht. Auch das sogenannte | |
Blackbox-Verfahren, bei dem alle Aufnahmen nach 24 Stunden automatisch | |
gelöscht werden, wenn sie niemand anfordert, sei unzulässig. | |
Üstra reichte Klage gegen diese Verfügung ein und solange die nicht | |
entschieden ist, dürfen die Kameras in den Bussen und Bahnen weiter laufen | |
und alle und jeden filmen. 2001 hatte Üstra die ersten Videokameras in | |
Bussen und Bahnen installiert und mittlerweile werden alle ihre Linien | |
überwacht. Die Verkehrsbetriebe sehen die Kameras als präventive Maßnahme, | |
die potenzielle Straftäter abschrecken und so den Fahrgästen mehr | |
Sicherheitsgefühl geben sollen. Außerdem sollen die Aufnahmen helfen, | |
Übergriffe oder Vandalismus aufzuklären. Die Datenschützer sehen das | |
anders. MEL | |
6 Feb 2016 | |
## AUTOREN | |
Melina Seiler | |
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