# taz.de -- heute in hamburg: "Lieder aus Schützengräben" | |
> Konzert Chansonniers singen französische Lieder des Ersten Weltkrieges. | |
> Die Texte passen wieder | |
taz: Frau Strauß, warum sind 100 Jahre alte Chansons über den Kriegsalltag | |
noch relevant? | |
Cornelia Strauß: Die Lieder handeln von den Schrecken eines modernen | |
Krieges und stellen aktuelle Fragen – beispielsweise wie eine | |
funktionierende Demokratie auszusehen hat. Besonders das vergangene Jahr | |
hat gezeigt, dass sich Europa und die ganze Welt verändert haben. Krieg, | |
Terror und Flüchtlinge, die zu uns kommen, bestimmen unser Leben. In diesen | |
Zeiten werden die alten Texte wieder brandaktuell, denn sie sind gegen | |
Krieg und für Demokratie geschrieben. | |
Wie entstand die Idee, die historischen Lieder auf die Bühne zu bringen? | |
Wir haben bereits 2014 anlässlich der 100-jährigen Wiederkehr des Ersten | |
Weltkrieges die französischen Chansonniers Coko und Danito eingeladen. Der | |
Auftritt hat uns damals sehr berührt. Die Sänger haben die Lieder aus den | |
Archiven der französischen Nationalbibliothek ausgegraben und so die | |
Gesänge aus den Schützengräben wiederbelebt. Während des Weltkrieges wurden | |
sie auch mit der Bevölkerung in der zerstörten Heimat gesungen. | |
Warum lassen Sie die französischen Chansonsänger nun mit dem Hamburger | |
Lotsenchor auftreten? | |
Es geht dabei um die deutsch-französische Begegnung. Diese, sowie die | |
gesamte europäische Gemeinschaft, muss weiter gestärkt werden. Der | |
Lotsenchor wird deshalb unsere Gäste begrüßen und für sie zwei | |
Friedenslieder der See singen. | |
Wie haben sie die Zusammenarbeit mit den französischen Künstlern erlebt? | |
Als ein sehr emotionales Erlebnis. Die beiden sind professionelle Musiker | |
und die Lieder wirken sehr modern und sind auch in einer zeitgemäßen | |
Sprache geschrieben. Ich habe die Texte ins Deutsche übersetzt, damit das | |
Publikum sie auch inhaltlich verfolgen kann. | |
Welche Botschaft wollen Sie dem Publikum vermitteln? | |
Dass jeder die Aufgabe hat, sich dafür einzusetzen, die Demokratie zu | |
erhalten. Es muss überall in Europa für Gleichberechtigung, Menschenrechte | |
und Meinungsfreiheit eingestanden werden. Einen kleinen Beitrag leisten | |
Coko und Danito, die sich hinstellen und öffentlich Stellung beziehen. Wir | |
können Veränderungen und Bewegung auslösen. Genau das vermitteln die 100 | |
Jahre alten Lieder. | |
Interview: Melina Seiler | |
Konzert „Le Cri du Poilu“: 20 Uhr, Heidebarghof Osdorf, Langelohstr. 141; | |
12 Euro Eintritt | |
26 Jan 2016 | |
## AUTOREN | |
Melina Seiler | |
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