| # taz.de -- Freier Zugang gescheitert: Strand kostet weiter Eintritt | |
| > Kläger scheitern mit dem Versuch, einen unentgeltlichen Zutritt zum | |
| > Strand in Hooksiel und Horumersiel zu erzwingen. Anwohner dürfen für lau | |
| > ans Meer. | |
| Bild: Immerhin ohne Stacheldraht: Zaun entlang eines Abschnittes am Strand von … | |
| WANGERLAND taz | Die ostfriesische Gemeinde Wangerland darf weiter Eintritt | |
| für ihren Sandstrand verlangen. Wie das Niedersächsische | |
| Oberverwaltungsgericht in dritter und letzter Instanz entschieden hat, gibt | |
| es keinen Anspruch auf unentgeltlichen Zugang zu dem von der Wangerland | |
| Touristik, einer Gemeindetochter, gepachteten Abschnitt (Az. 10 LC 87/14). | |
| Geklagt hatte Janto Just von der Initiative „Für freie Strände“, der im | |
| landeinwärts gelegenen Schortens wohnt. | |
| Im Gegensatz zu Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ist der | |
| Strand in Niedersachsen nur an den wenigsten Stellen frei zugänglich. Nach | |
| Zählung der Initiative Für freie Strände sind lediglich 14 von 134 | |
| Strandkilometern ohne Gebühr zu betreten. Und wo die Abgabe fällig wird, | |
| versperrt meist ein Zaun den Zugang zum Meer. | |
| Weil er sich das nicht bieten lassen wollte, hat Just nicht nur geklagt | |
| sondern auch mit der Initiative den Protest organisiert. Vor anderthalb | |
| Jahren übergab sie Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) 50.000 | |
| Unterschriften gegen die Strandgebühr. Auch vor zivilem Ungehorsam | |
| schreckte sie nicht zurück: Mehrfach überstiegen Mitglieder der Initiative | |
| die Zäune mit Leitern. | |
| Für die Strände in Hooksiel und Horumersiel-Schillig verlangt die | |
| Wangerland Touristik von April bis Oktober drei Euro Eintritt pro Tag von | |
| Erwachsenen und 1,30 Euro von Kindern. Hier sind die Absperrungen so | |
| flächendeckend wie kaum anderswo an der niedersächsischen Nordseeküste. Wer | |
| nicht bezahlt, kann nicht einmal am Meer spazieren gehen. Dabei bestimmt | |
| das [1][Bundesnaturschutzgesetz] in Paragraph 59: „Das Betreten der freien | |
| Landschaft auf Straßen und Wegen sowie auf ungenutzten Grundflächen zum | |
| Zweck der Erholung ist allen gestattet.“ | |
| Gerade darauf könnten sich Just und eine weitere Klägerin aber nicht | |
| berufen. Die Strandabschnitte, die die Kläger betreten wollten, würden | |
| „einheitlich als kommerzielle Freizeiteinrichtung genutzt“. Deshalb bestehe | |
| kein Anspruch auf freien Zugang. Auch das Landesrecht räume den Klägern | |
| keine weiter reichenden Rechte ein. | |
| Die Gemeinde argumentiert mit den Kosten des Strandes, der teilweise | |
| künstlich angelegt worden sei. 800.000 Euro pro Jahr kosteten die Pflege | |
| und Unterhaltung. Dazu kämen 200.000 Euro an Investitionen, sagt | |
| Bürgermeister Björn Mühlena (parteilos). Toiletten und Duschen müssten | |
| gereinigt, Spiel- und Parkplätze in Ordnung gehalten werden. „Das müssen | |
| Sie sich wie im Freibad vorstellen“, sagt Mühlena. Bei einem Erfolg der | |
| Kläger hätte die Gemeinde auf andere Finanzierungsmöglichkeiten wie etwa | |
| auf eine Parkgebühr oder einen Tageskurbeitrag ausweichen müssen. | |
| Kläger Just hält diese Argumentation für unsinnig und bemüht zur | |
| Illustration einen Vergleich. „Sie brauchten nur im Harz gespurte Loipen | |
| anlegen und einen Zaun ziehen, dann könnten Sie Eintritt verlangen“, sagt | |
| er. Weil sich das Naturschutzgesetz als ungeeigneter Hebel erwiesen habe, | |
| erwäge die Initiative, einen weiteren Prozess anzustrengen. | |
| „Am einfachsten ist es, man bezahlt drei Euro Eintritt und klagt dann gegen | |
| die Gebühr“, vermutet er. Denn das Gericht hat mündlich darauf hingewiesen, | |
| dass es nicht zu entscheiden brauchte, „ob die gegenwärtige Form der | |
| Finanzierung des Strandzutritts im Einzelnen rechtmäßig ist“. Gleiches | |
| gelte für die Frage, ob an der niedersächsischen Nordseeküste insgesamt | |
| hinreichend Möglichkeiten bestünden, den Strand unentgeltlich zu betreten. | |
| 21 Jan 2016 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.gesetze-im-internet.de/bnatschg_2009/__59.html | |
| ## AUTOREN | |
| Gernot Knödler | |
| ## TAGS | |
| Strand | |
| Ostfriesland | |
| Tourismus | |
| Gebühren | |
| Fracking | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Küstenorte verärgert über Gratis-Strände: Gebühren weg – Kot bleibt | |
| Das Urteil zur kostenfreien Strandnutzung erfreut den Tourismusverband. | |
| Küstenorte wollen deswegen Müll und Hundekot nicht mehr entfernen. | |
| Debatte um Eintrittsgelder: Am Strand sind alle gleich | |
| In Friesland kosten Strände nur für Anwohner keinen Eintritt. Die | |
| unterschiedliche Preisgestaltung könnte gegen das Gleichheitsgebot | |
| verstoßen. | |
| Fracking lässt die Erde beben: Wackeliges Niedersachsen | |
| Die Bundesregierung gib erstmals zu, dass Erdbeben in Niedersachsen wohl | |
| doch von der Gasförderung verursacht werden. | |
| Windkraft: Offshore tut sich schwer mit dem Ablegen | |
| Windparks auf See sind ein wichtiger Baustein der angestrebten | |
| Energiewende. Ihr Aufbau kommt allerdings langsamer voran als das geplant | |
| war. Die Gründe dafür sind technische Probleme, das Finanzierungsrisiko und | |
| die Netzeinbindung. |