# taz.de -- Die Gesellschaftskritik: Daheim im Einparteiensystem | |
Bild: Ist die bald auch Pflicht? | |
WAS SAGT UNS DAS?In Bayern sollen Flüchtlinge sich zu „unseren“ Werten | |
bekennen, fordert die CSU. | |
Die CSU. Will auf ihrer Klausur in Wildbad Kreuth einen Beschluss fassen, | |
der Flüchtlinge zu Integrationskursen zwingt, zu Deutschstunden und zu | |
einer „Integrationsvereinbarung“: Jeder muss sich demnach zu „unseren | |
Werten, unserer Rechtsordnung und den Regeln eines friedlichen | |
Zusammenlebens bekennen“, heißt es in der Vorlage, zitiert von der | |
Süddeutschen Zeitung. Wer die Kurse schwänzt, dem sollen Leistungen gekürzt | |
werden. | |
Die CSU war leider nicht erreichbar für einige klärende Worte. Denn der | |
Teufel steckt ja im Detail. Ist das Ländersache? Und werden dann regionale | |
Werte vermittelt, also Weinkunde in Rheinland-Pfalz, Pegida-Sprüche in | |
Sachsen, die breite Palette an Dialekten in den bayerischen Regionen? | |
Immerhin haben die Bayern es mit der Vermittlung ihres politischen Systems | |
an manche Flüchtlinge leichter, weil die ja schon aus einem | |
Einparteiensystem kommen. Müssen sich die Bayern dann auch in Deutschland | |
integrieren – schließlich muss in einem Rechtsstaat ein Gesetz für alle | |
gelten? Und müssen die Altbayern dann die ganzen Altlasten in ihre Mitte | |
aufnehmen, etwa die gottlosen ostdeutschen Wirtschaftsflüchtlinge und die | |
evangelischen Restbayern, statt wie bisher nur zu ertragen? | |
Die CSU ist in der Sache übrigens nicht die Speerspitze: Die CDU hat schon | |
vor Weihnachten beschlossen, dass sie ein „Integrationspflichtgesetz“ | |
anstrebt. Genau betrachtet ist das eine drastische Wende, vor allem für die | |
Bayern. Lautete ihr Leitspruch bisher „Mir san mir!“, so steht die neue | |
CSU-Beschlussvorlage unter dem Motto „Miteinander und nicht nebeneinander“. | |
Und die Flüchtlinge? Werden die mit solchen Vorschriften nicht weiterhin | |
als Bedrohung statt als Bereicherung wahrgenommen? Ja, schon. Aber die | |
freuen sich über ein paar hundert Zwangsstunden in Deutsch und „Regeln | |
eines friedlichen Zusammenlebens“ – sie haben ja sonst nix zum Tun, wie der | |
Bayer sagen würde. Dürfen ja nichts arbeiten, bis ihre Anträge und | |
Verfahren abgeschlossen sind, haben also ganz viel Zeit. | |
Reiner Metzger | |
29 Dec 2015 | |
## AUTOREN | |
Reiner Metzger | |
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